Gedanken zum gestrigen Akademikerball, den Rechten der Ewiggestrigen und deren Aufwertung durch #NOWKR- Demonstranten.
Wenn Heinz Fischer auf die Festräumlichkeiten der Hofburg als "Hausherr" und oberstes gewähltes Organ der Republik keinen Zugriff hat, dann ist diese – auch wenn dies noch so oft behauptet wird – kein symbolischer Ort der Demokratie, sondern allerhöchstens der marktwirtschaftlichen Verwertung des Kaisererbes.
Natürlich sind Burschenschaften, die sich stolz auf 1848ff berufen und Frauen auch 2015 nur als Appendix akzeptieren, per se rückwärtsgewandte Einrichtungen. Nichtsdestotrotz gilt für diese als "alte Herren", "junge Füchse", tanzende Waschbären oder sonstwie Verkleideten – solange sie nicht gegen geltendes Recht oder das Verbotsgesetz verstoßen – die Meinungsfreiheit. Eine Minderheit stellen diese Herrschaften (zumindest außerhalb der FPÖ) ohnehin dar.
Natürlich gilt auf der anderen Seite das Demonstrationsrecht. Jede und jeder hat das Recht gegen den rechten Akademikerball zu demonstrieren – sofern sie oder er sich an die geltenden Gesetze hält.
Bleibt die Frage, ob das gestern friedlich gebliebene Demo-Aufgebot nicht trotzdem einer gestrigen Minderheit eine Bedeutung verschafft, die ihr realiter längst nicht zukommt – und sie damit aufwertet.
Für 2016 sollte deshalb gelten: Lasst Strache und sein Team abtanzen!
Und – wenn es euch wirklich ernst ist um die symbolische Bedeutung dessen, wer in der ehemals kaiserlichen Prunkräumen feiert oder eben nicht feiert, dann messt die Kandidaten um das Amt der ersten Bundespräsidentin oder des nächsten Bundespräsidenten an ihrer oder seiner Haltung dazu. Immerhin wird diese Person von Parteien unterstützt, welche sich Zugriff auf die Räumlichkeiten verschaffen könnten.
Dann tanzen sie künftig halt in St. Marx, in Oberlaa oder irgendeinem Haus der Begegnung. Ihr gutes Recht.
Der Herausgeber von The Gap und Autor dieses Artikels auf Twitter: @th_weber