Le Grandseigneur in Wien

Trotz seiner 78 Jahre überwand sich Leonard Cohen noch einmal auf Welttournee zu gehen. Gestern stoppte er auch in Wien und bezauberte sein Publikum mit einem fast dreistündigem Set quer durch über 40 Jahre Musikhistorie. Das Publikum wusste das zu schätzen, Standing Ovations inklusive. Patrick Münnich fotografierte.

Man hat selten eine so präzis spielende Band erlebt. Bei Leonard Cohen stimmte jeder kleiner Einsatz, jede Lautstärke, jede Nuance. Mit Rock’n’Roll hatte das natürlich nur mehr wenig zu tun. Aber wenn jemand meint es würde zu Rock und Blues nicht passen, wenn man die Instrumente bis ins kleinste Detail beherrscht, dann gab es in der Wiener Stadthalle ein äußerst treffendes Gegenargument.

Stilvoll stand die Band da und bereitete Leonard Cohen, jenem Mann, der Rockmusik mit Hirn infizierte, die Bühne. Show war wenig. Dafür war Musik viel. Ganze drei Stunden dauerte das Programm, mit Unterbrechung. Die Songs bekamen Raum, Texte entfalteten sich und standen völlig im Zentrum. Für Leute, die mit dem Liedgut Cohens nicht so vertraut sind, könnte das etwas undynamisch gewirkt haben, aber bitte, Dynamik und verzerrte Stromgitarren dürfen ruhig jüngere Musiker als der 78-jährige Cohen bieten. Die Band wurde auch vorgestellt, zwischen den Songs ließ das Bühnenlicht nur noch Silhouetten der in feinen Zwirn und mit Hut gekleideten Musiker übrig, so als würde man gerade in einem rauchigen Nachtclub sitzen, halt in einer sehr gut mit – wenig überraschend – älterem Publikum gefüllten Stadthalle. Ein großer Abend.

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