»Ohne Titel«, das Bild mit den beiden Gesichtern, die wie ein Puzzle aus geometrischen Formen, Blumen und Händen über einen Nachthimmel fließen – es hätte eigentlich seit Anfang November in der AG18 Urban Art Gallery in Wien im Rahmen der Ausstellung »Beyond Dystopia – Hopeful And Catastrophic Futures Of Public Spaces & Cities« zu sehen sein sollen. Doch dieses Jahr verlaufen die Dinge ja schon längst nicht mehr nach Plan. Jetzt ist es aber so weit: Die Ausstellung wird heute eröffnet.
Bereits Anfang 2020 schloss sich die AG18 Urban Art Gallery mit der Kulturplattform Improper Walls zusammen, um gemeinsam mit der Entwicklung des Ausstellungskonzepts zu beginnen. »Wie stellt sich eine globalisierte und mobile Generation, die in verschiedene Länder reist, um Erfahrungen und Inspiration zu sammeln, die urbane Zukunft vor?«, lautete die Ausgangsfrage. Deren Bedeutung und Aktualität waren zu diesem Zeitpunkt allerdings noch ungeahnt.
Der Zustand der Welt
Es wurden die zwölf jungen in Österreich lebenden Urban Artists und MalerInnen Linda Steiner, Käthe Löffelmann, Mariella Lehner, Moiz, Colin Linde, HNRX, David Leitner, NDZW, Jakob der Bruder, Golif, Vunik und FATI ausgewählt, um eine Ausstellung zu erschaffen, die diesen Grundgedanken widerspiegelt. Die Kunstwerke sollten dabei nicht die Zukunft abbilden, sondern den aktuellen und realen Zustand der Welt zeigen.
Das Ergebnis ist ein offener Diskurs über eine hoffnungsvolle und katastrophale Zukunft geworden, in dem den BesucherInnen die Möglichkeit bleibt, sich ihre eigenen Geschichten auszudenken. Dieser Blick in die Zukunft kann mitunter als Motivation dienen, die Art und Weise der täglichen Arbeit zu ändern. Auch kann er die vorherrschenden Trends in Frage stellen. Oder aber Strategien schaffen, um voranzukommen.
Das hier abgebildete Ausstellungsstück »Ohne Titel« von Linda Steiner und David Leitner ist ohne wirkliches Konzept, sondern kollaborativ und intuitiv entstanden, indem die KünstlerInnen ihre Stile haben zusammenfließen lassen. »Das ist das Gute an Kollaborationen, wenn beide einen eigenen Stil haben und nur durch die Kombination dieser etwas Neues entsteht«, findet David.
Gegenseitig gepusht
Aus Lindas ursprünglicher Idee, eine Wand im öffentlichen Raum zu malen, wurde eine Leinwand. »Das war für mich das erste Mal, dass ich eine Leinwand mit jemandem bemalt habe«, erzählt Linda. Während die Geometrie in Davids Arbeiten eine charakteristische Rolle spielt, waren Farben bis jetzt noch Neuland für ihn. »Linda hat da ein besseres Auge«, sagt er.
»Durch die ungewohnte Zusammenarbeit haben wir uns gegenseitig gepusht, aus unserer Komfortzone herauszutreten«, beschreibt Linda den Prozess. Zum Ergebnis sagt sie: »Die/der BetrachterIn ist eingeladen, selbst darin nach Bedeutung zu suchen. Wir haben alle Voraussetzungen dafür gegeben.« Und das könne durchaus auch gar nichts sein, findet David. Im Vergleich zu Bewegtbild ist Malerei für ihn viel subtiler: »Sinnlich und poetischer. Sie muss nichts auslösen.«
Unter anderem Linda Steiners und David Leitners kollaborative Arbeit ist von 9. Dezember 2020 bis 1. Februar 2021 im Rahmen von »Beyond Dystopia« in der Galerie AG18 in Wien zu sehen. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit Improper Walls umgesetzt.