Bücher, die sich über mehrere Saisonen gut verkaufen, ermöglichen es Verlagen, auch Lyrik querzufinanzieren oder junge Autor*innen aufzubauen. The Gap bat österreichische Buchverlage, für sie wichtige Longseller zu nennen – sowie erst durch deren Erfolg ermöglichte Publikationen. Die Auswahl erzählt Geschichten von Glück und Kalkül, literarischen Trüffelschweinen und der »hohen Kunst des Verlegens«.
Haymon Verlag
Longseller: »Sunrise« von Michael Köhlmeier; 96 Seiten, Paperback
Erstmals erschienen: 1994; als Taschenbuch 2010
Auflagen bisher: als Taschenbuch in der 20. Auflage
War das Buch auch bei der Kritik ein Erfolg? Ja. Entscheidender ist aber, dass es die kurze Erzählung des Vorarlberger Bestsellerautors als moderner Klassiker auf Schulleselisten geschafft hat. Es kursieren zahlreiche Unterrichtsmaterialien. Und Semester für Semester wird das Buch in Klassen gelesen, werden Referate gehalten.
Ermöglicht durch seinen Erfolg: dass sich der Haymon Verlag einem diversen Bild von Literatur widmet. »Wir wollen die Vielfalt in der Literatur abdecken«, sagt Verleger Markus Hatzer. »Wir veröffentlichen auch Lyrik und Übersetzungen, pflegen die Stücke von Peter Turrini und bemühen uns um Debüts und die Werkpflege bereits verstorbener Autor*innen.« Das ist einerseits Arbeit am Kanon, andererseits setzte der Haymon Verlag zuletzt auffällig auf LGBTIQ+-Autor*innen. »Wir wollen als Verlag gesellschaftliche Entwicklungen abbilden«, sagt der Verleger. Einzelnen Titel möchte Hatzer bewusst keinen hervorheben.