Bücher, die sich über mehrere Saisonen gut verkaufen, ermöglichen es Verlagen, auch Lyrik querzufinanzieren oder junge Autor*innen aufzubauen. The Gap bat österreichische Buchverlage, für sie wichtige Longseller zu nennen – sowie erst durch deren Erfolg ermöglichte Publikationen. Die Auswahl erzählt Geschichten von Glück und Kalkül, literarischen Trüffelschweinen und der »hohen Kunst des Verlegens«.
Jung und Jung Verlag
Longseller: »Sämtliche Gedichte« von H. C. Artmann; 800 Seiten gebunden, herausgegeben von Klaus Reichert
Erstmals erschienen: 2003, drei Jahre nach dem Tod von H. C. Artmann (1921–2000)
Auflagen bisher: sechs
Verkaufszahlen: 5.140 Bücher; davon 464 Stück im Jahr 2021. »HC Artmann hätte da 100. Geburtstag gehabt, darum diese hohe Zahl«, sagt Anna Jung vom Verlag Jung und Jung.
War das Buch auch bei der Kritik ein Erfolg? »Damals wurde es durchaus ›bemerkt‹«, erinnert sich Jung. »Im letzten Jahr gab es durch den Geburtstag wieder ein paar Sendungen zu H. C., in denen das Buch empfohlen und erwähnt wurde.«
Verkauft sich das Buch auch digital? »Nein.«
Ermöglicht durch seinen Erfolg: eine Neuauflage eines anderen Klassikers, »Aus dem Tagebuch eines Trinkers« von Eugen Egner, das bereits vor 30 Jahren erschien. »Zwar kommt Egner aus einer anderen Schule als H. C., aber ihre Vorbilder und ihre Denkart sowie der Humor sind, denke ich, ähnlich gewesen«, sagt Anna Jung. Und: »Mit Sicherheit auch ihre Einstellung zum Weintrinken.«
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