Bücher, die sich über mehrere Saisonen gut verkaufen, ermöglichen es Verlagen, auch Lyrik querzufinanzieren oder junge Autor*innen aufzubauen. The Gap bat österreichische Buchverlage, für sie wichtige Longseller zu nennen – sowie erst durch deren Erfolg ermöglichte Publikationen. Die Auswahl erzählt Geschichten von Glück und Kalkül, literarischen Trüffelschweinen und der »hohen Kunst des Verlegens«.
Milena Verlag
Longseller: »Wenn das der Führer wüsste« von Otto Basil; 384 Seiten, mit einem Nachwort von Johann Holzner
Erstmals erschienen: 2010
Verkaufszahlen: 8.500 Bücher; »Und als E-Book ein Zehntel davon«, sagt Verlegerin Vanessa Wieser.
War das Buch auch bei der Kritik ein Erfolg? »Bei der Kritik war diese Dystopie natürlich ein voller Erfolg, weil der Roman extrem gut ist«, so Wieser. »Vor zwölf Jahren war noch alles anders als heute und kaum jemand kannte den Begriff Dystopie. Heute kennt ihn jeder, der sich für Bücher interessiert, weil gefühlt jeder achte Roman derzeit eine Dystopie ist.«
Verkauft sich das Buch auch digital? Absurderweise verdankt der Titel des Kleinverlags seinen Erfolg vor allem Amazon – und dem Erfolg eines deutschen Bestsellers: »Der Roman hat sich jahrelang mit Timur Vermes’ Roman ›Er ist wieder da‹ mitverkauft«, gesteht Wieser. »Amazon hat es immer empfohlen und mitangezeigt, unbezahlbare Werbung, auch wenn wir alle Bezos hassen.« Während Vermes’ Satire einen etwas verwirrten Hitler im Berlin des Jahres 2011 auf einer Stadtbrache aufwachen lässt, ist »Wenn das der Führer wüsste« von Otto Basil (1901–1983) eine richtige Dystopie. Statt auf Hiroshima fiel die Atombombe auf London. Hitler hat den Krieg gewonnen und ein Germanisches Weltreich errichtet …
Ermöglichte durch seinen Erfolg: beispielsweise 2013 die Veröffentlichung des Romans »Sag Ja zu Österreich« von Fabian Faltin über die Rückkehr und Re-Assimilation ehemals in die Hipstermetropole Berlin ausgewanderter Österreicher*innen.
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