Bücher, die sich über mehrere Saisonen gut verkaufen, ermöglichen es Verlagen, auch Lyrik querzufinanzieren oder junge Autor*innen aufzubauen. The Gap bat österreichische Buchverlage, für sie wichtige Longseller zu nennen – sowie erst durch deren Erfolg ermöglichte Publikationen. Die Auswahl erzählt Geschichten von Glück und Kalkül, literarischen Trüffelschweinen und der »hohen Kunst des Verlegens«.
Molden Verlag
Longseller: »Rothschild – Glanz und Untergang des Wiener Welthauses« von Roman Sandgruber; 524 Seiten
Erstmals erschienen: 2018
Auflagen bisher: sechs; das Buch wird vom Autor, der vor Erscheinen fünf Jahre recherchierte, auch von Ausgabe zu Ausgabe überarbeitet und aktualisiert.
Verkaufszahlen: 15.000 Bücher; davon (inklusive Lizenzen) 2.000 Stück im Jahr 2021
War das Buch auch bei der Kritik ein Erfolg? »Absolut«, freut sich Elisabeth Stein-Hölzl, Programmleiterin und stellvertretende Geschäftsführerin bei Styria Books, zu dem der Molden Verlag gehört. »Das Buch wurde sehr geschätzt und im Feuilleton ausführlich besprochen.«
Verkauft sich das Buch auch digital? »Es gibt ein E-Book, aber die Verkaufszahlen der gedruckten Ausgabe sind deutlich höher«, sagt Stein-Hölzl.
Ermöglicht durch seinen Erfolg: die Veröffentlichung eines besonderen Titels, der auch die Identität des Verlags stärkt und die österreichische Verlags- und Nachkriegsgeschichte erzählt – »Der Jahrhundertelefant« von Hanna Molden. Am Beispiel der Familie Molden sehen wir, wie Geschichtenerzählen eine Familie zusammenhält. Fritz Molden (1924–2014), der 1964 den nach ihm benannten Buchverlag gründete, wurde Zeit seines Lebens als begnadeter Geschichtenerzähler geschätzt. In seiner Familie erzählte er, meist beim Schlafenlegen der Kinder, die Geschichten des Elefanten Jakob. Hanna Molden greift sie auf und erzählt dabei auch das Leben von Fritz Molden, eines »Jahrhundertelefanten«.
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