Bücher, die sich über mehrere Saisonen gut verkaufen, ermöglichen es Verlagen, auch Lyrik querzufinanzieren oder junge Autor*innen aufzubauen. The Gap bat österreichische Buchverlage, für sie wichtige Longseller zu nennen – sowie erst durch deren Erfolg ermöglichte Publikationen. Die Auswahl erzählt Geschichten von Glück und Kalkül, literarischen Trüffelschweinen und der »hohen Kunst des Verlegens«.
Literaturverlag Droschl
Longseller: »Langsamer!« von Ilma Rakusa; Essay gegen Atemlosigkeit, Akzeleration und andere Zumutungen, 96 Seiten
Erstmals erschienen: 2005
Auflagen bisher: sieben; »Die erste Auflage war mit 1.000 Stück niedrig, weil wir das Longseller-Potenzial nicht gesehen haben«, sagt Verlegerin Annette Koch. »In der nächsten Auflage will die Autorin eine Überarbeitung machen.«
Rechte verkauft nach: Bulgarien (Kariwa), Ungarn (Jelenkor), Japan (Editorial Republica)
War das Buch auch bei der Kritik ein Erfolg? »Es hatte bei Erscheinen auch Erfolg bei der Kritik, aber über die Jahre wird es nun nicht mehr besprochen, dafür aber trotzdem gekauft.« Die Verlegerin schätzt, dass das daran liegt, dass die Buchhandlungen den Titel immer auf Lager halten.
Verkauft sich das Buch auch digital? »Ja, aber es sind weniger als zehn Prozent der Verkaufszahlen«, so Koch.
Ermöglicht durch seinen Erfolg: zumindest zum Teil das Erscheinen das Buchs einer jungen Schweizer Autorin, »Kyung« von Eva Maria Leuenberger. »Eva Maria Leuenbergers zweites Buch ist eine unerschrockene Auseinandersetzung mit Identität, Herkunft und Sprache, Ent- und Verwurzelung, sexueller Gewalt und Angst«, sagt Annette Koch. »All das macht ›Kyung‹ zu einem hochpolitischen und hochaktuellen Werk.«
Weiter zu: Verlag Kremayr & Scheriau