Lookk: Von 0 auf 1Hundred

Momente begraben unter Bergen von Eindrücken und Erfahrungen. Tage, die sich wie Wochen anfühlen, Monate wie Jahre. Andreas Klinger, Co-Founder des österreichischen Fashion Startups Lookk, versucht ein sehr ereignisreiches Jahr zusammenzufassen.

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»Hey mate, long time no see«, treffe ich einen Freund aus der Londoner Startup-Szene, klarerweise im hippen Bio-Burger-Imbiss in Shoreditch. »Congrats on the funding and the new office, and the mentioning in Techcrunch and in Business of Fashion and, hey, congrats on the relaunch and the new site!« Er stoppt für einen Werbespot-ähnlichen Biss in den Burger, während ich immer noch verhungere. »And didn’t the first investor of Net-A-Porter now join your board?« – »Ey … yeah, thanks … dude, how long haven’t we met?« frage ich ein wenig verbaffelt von dieser nahezu perfekten Auflistung, »Like three months?« – »Yeah, feels like forever.« – »Damn …«

Startup-Jahre sind wie Hundejahre

Was in ein paar Monaten alles passieren kann, überrascht einen selbst. Das, was hochgerechnet in einem Jahr alles passiert, ist außerhalb der eigenen Vorstellungskraft, denn obwohl man dabei war, hat man irgendwie nur ein verzerrte Wahrnehmung davon. Vor einem Jahr hätte ich von vielen Dingen die heute für uns möglich sind, nicht einmal träumen können und die meisten Aufgaben, die ich heute täglich mache, kannte ich noch nicht einmal. Wir hatten einen anderen Namen, aus Garmz wurde Lookk, und hatten unser Büro hinterm Wiener MQ. Vor einem Jahr war ich der best-dressed Stammgast auf Techpartys, heute bin ich der worst-dressed Geek auf Fashionpartys. Vor einem Jahr überlegten wir, wie wir überhaupt medial aus Österreich herauskommen könnten, heute sitzen wir in unserem Büro in Londoner Stadtteil Shoreditch und teamen mit Größen wie Susie Bubble in unserer Designer-Competition »1Hundred».

Aber vielleicht fühlt sich ein Jahr auch so intensiv an, weil man vor allem jene Dinge, die daneben gingen, im Kopf hat. Die Mitarbeiter, die nicht passten und die, bei denen man selbst Scheiße baute. Die Beziehungen, die in die Brüche gingen. Den Blödsinn, den man teilweise öffentlich samt Livestream zu Tausenden geredet hat und die beruflichen sowie privaten Versprechen, die man einfach vergessen hat. All die leuchtenden, allumfassenden Lösungen, die alle bestehenden Probleme lösen sollten, aber dann doch meist verblassten. Das regelmäßige Gefühl, dass man zu kompliziert, theoretisch und abstrakt denkt.

Lesson Learned des Jahres: »Premature scaling kills.«

Vorzeitiges Wachstum kann tödlich sein, auch für die Moral. Vor einem Jahr eröffneten wir unser Sewing Lab in Bulgarien mit mehreren Maschinen, Lager und den ersten drei Mitarbeitern, weiteren bereits in der Pipeline. Wenige Monate später haben wir es wieder geschlossen, die Distanz funktionierte nicht. Unsere ersten englischen Mitarbeiter saßen alleine im Londoner Büro und wussten kaum, was sie tun sollten. Das ging leider auch nicht gut. Die Kunst bei einem Startup ist, die eigene Ambition zu kanalisieren. Denn Geschwindigkeit resultiert durch die Dinge. die man eben nicht, bzw. nicht früher als nötig, macht. Es ist aber nichtsdestotrotz ein schönes Gefühl, auf ein eigentlich erfolgreiches Jahr zurückzublicken, bevor man die Weihnachtstage nützt, um ein wenig Arbeit aufzuholen.

Lookk 2012 – next stop: N.Y.C.

Es wäre kein erfolgreiches Jahr gewesen ohne die Hilfe von so manchen. Merci an Petyo, Darko, Nik, Yane, Chris, und, unsere Queen, Maria, die Wiener Fashion-, Journalisten-, Blogger- und Startup-Szene und unsere Team Members, die uns dieses Jahr ausgehalten haben, wie Wirbelwind Simone, Chefstylist Stefan, Smiley Rado, die eigentliche Maschine Chris, sowie unsere neuen Teammitglieder aus mittlerweile acht Nationen.

Lookk umfasst mittlerweile 13 Personen plus Teilzeitkräfte, ein Office in London und in Sofia, sowie ein Teilzeit-Büro in Wien. Ich weiß leider noch nicht, wo wir heute in einem Jahr sind, aber aus meiner Sicht darf es nur eine Richtung geben – nach oben. Und da wir aber stets positiv denken und hoffen, aus unseren Fehlern gelernt zu haben, engagieren wir diese Woche unseren ersten beiden US-Mitarbeiter.

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