Am 23. März gastiert der ehemalige Bassist der legendären Post-Punk-Band Joy Division und spätere Mastermind von New Order Peter Hook mit seiner aktuellen Formation The Light im Flex, um das Meisterwerk einer ganzen Generation „Unknown Pleasures“ live zum Besten zu geben, während seine ehemaligen Bandkollegen Bernard Sumner und Steven Morris ihre eigenen Wege gehen und ebenfalls die Songs von Joy Division und New Order live vermarkten. Gerald C. Stocker stellte dem Musiker im Vorfeld seines Auftritts in Wien ein paar Fragen.
Gerald C. Stocker: Dein aktuelles Buch „Unknown Pleasures“ gewährt gute Einblicke in das Auf und Ab deiner Karriere und in die Geschichte von Joy Division. Wie siehst du die Situation, dass es zurzeit quasi zwei parallel tourende Joy Division- / New Order-Coverbands“ gibt? Steht hinter deiner programmatischen Konzertreihe eine Art von Rache oder ist es eher als Psychotherapie zu sehen, um die dunklen Schatten der Vergangenheit zu vertreiben?
Hook: Die Songs von Joy Division nach all den Jahren wieder zu spielen, ist absolut kein Racheversuch und auch keine Form von Psychotherapie. Ich wollte das Leben von Ian Curtis damit zelebrieren, indem wir dieses Album live spielen, was wir das erste Mal im Mai 2010 taten. Damals war rund um den dreißigsten Todestag von Ian in seiner Heimatstadt Macclesfield ein Event geplant. Aber aus den verschiedensten Gründen kam es leider nicht dazu. Und so dachte ich, wenn niemand es machen will, dann mache ich es eben alleine. Ich hab eine Band zusammengetrommelt und wir spielten die alten Songs. Es war eigentlich als einmalige Show in meinem Club The Factory geplant. Aber aus einem Abend wurden dann zwei, weil der erste Abend schnell ausverkauft war. Und danach wurden wir weltweit immer wieder und wieder gefragt – was uns nun hier endlich nach Wien führt.
Es geht nicht darum Schatten zu bekämpfen, sondern lediglich darum, diese Musik nach so langer Zeit wieder zurückzubringen, weil es eben tolle Songs sind, die zeigen, welch großartiger Texter und Musiker Ian war. Es ging auch nicht um Rache, als wir damit anfingen, bevor noch „Die Anderen“ sich neu formiert hatten, um zu behaupten, sie wären die nun die neuen New Order. Jetzt, wo ich das sage, verstehe ich nicht ganz, warum sie dagegen sind, dass ich die alten Songs spiele, wo sie doch schon, bevor ich angefangen hatte, mit ihrer damaligen Formation Bad Lieutenant live diese Songs gespielt haben.
Es ist eine eigenartige Situation, dass wir jetzt zwei Camps haben, die diese Songs spielen. Aber unsere Setliste ist sehr unterschiedlich zu der von den neuen New Order, weil die nur die Greatest Hits spielen, wohingegen wir uns darum bemühen, tiefer zu gehen, was sowohl dem Publikum als auch uns als Band mehr Konzentration abfordert.
Für mich sind „Die Anderen“ nicht New Order und werden es niemals sein. Die sind genauso viel New Order wie ich Joy Division bin. Und ich behaupte nicht, Joy Division zu sein.
Verfolgen dich, wenn du heute auf die Bühne gehst, manchmal die Erinnerungen an die damalige Zeit?
Hook: Manchmal kommen tatsächlich Erinnerungen zurück oder zumindest ein paar merkwürdige Momente, aber generell war es bislang eine sehr tolle Erfahrung. Wir hatten in den letzten knapp drei Jahren um die 150 Konzerte. Ein weiterer Umstand, der mich stolz macht. Wenn wir ein paar spezielle Songs spielen, kommen schon ein paar Erinnerungen oder Flashbacks, aber die sind alle positiv und erinnern mich an die fantastische Chemie, die wir damals hatten und die dazu führte, dass wir diese tollen Musik schreiben konnten.
Ich finde es erstaunlich, dass manche der Songs wie „Passover“, „Candidate“ oder „Autosuggestion“ ein wenig übersehen wurden. Die klingen heute für mich genau so gut wie bekannteren Songs. Es ist ein gutes Gefühl, alle wieder spielen zu können.
Wie haben sich die Songs über die Jahre verändert? Vermisst du die Aura von Ian Curtis auf der Bühne ein wenig?
Hook: Also damals in den späten 70er Jahren, als Joy Division noch existierte, waren die Liveshows sehr laut, extrem schnell und sehr punkig. Das war ein ganz anderer Sound als auf den Platten. Das war nun mal die Art wie wir sie spielten.