"Man sollte Musik immer für alle machen."

Marteria hat sich mit uns hingesetzt und über Reiseziele, Homophobie und Trinkwasserbrunnen geplaudert, bevor er am Dienstag seinen Wien-Gig in der Arena absolvierte.

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Sequel-Alben sind vor allem im Rap-Bereich keine Seltenheit mehr. Im Fall von Marteria fühlte es sich jedoch irgendwie total sinnvoll an, seinem Debüt „Zum Glück in die Zukunft“ ein Gegenstück an die Seite zu stellen. Warum es auf jeden Fall keinen dritten Teil geben wird, und inwiefern Miss Platnum mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit in seinem Tourbus angekettet ist, hat er uns im Interview erklärt.

Du bist gerade auf großer Tour, das Album verkauft sich wie geschnitten Brot, man nennt dich sogar inzwischen die "Stimme einer Generation". Was hat sich seit "Lila Wolken" verändert?

Das weiß ich gar nicht. Ich glaube, ich bin jetzt nicht so der Künstler, der sich durch einen Song verändert hat. Es hat angefangen mit 30 Leuten bei Konzerten, wenn überhaupt. Und dann irgendwie mal 100 und dann noch 300. Meine erste Platte "Zum Glück in die Zukunft" war eigentlich das Ausschlaggebende, "Lila Wolken" war dann natürlich noch ein Hit. Aber ich glaub‘, bei mir war es eher das Gesamtkonzept und nicht ein Song. Mit "Verstrahlt" hatten wir damals auch einen Hit – in Österreich glaub ich nicht, aber in Deutschland.

Es hat sich also einiges geändert und ist sehr schön geworden. In Wien zum Beispiel spielen wir heute überhaupt nicht groß, sondern richtig geil in einem kleineren Laden. Wir konnten zwar unser ganzes Zeug nicht mitnehmen, unsere LED-Wand und so, das passte alles nicht rein. Aber es wird der letzte Wiener Gig, der einen richtig geilen Ohne-Schnickschnack-Charakter hat, mit geiler Mucke und schön laut.

Im November/Dezember werden wir wahrscheinlich in den Gasometer gehen, da ist dann natürlich alles größer. Ich glaube aber, dass es egal ist wie die Location ist. Ich glaub‘, dass man immer ein bisschen abfeiern kann, wenn man ’ne gute Show macht und Bock hat. Das wird heute nochmal legendär werden. Wir haben uns für den Winter eine große Show erarbeitet, aber jetzt muss es noch mal heiß sein.

Die Platte ist also Teil Zwei. War das Anfang an so geplant, einen zweiten Teil zu machen? Oder ist erst nach dem ersten Album klar geworden, dass es noch nicht zu Ende ist und noch abgerundet werden muss?

Doch, das war von Anfang an der Plan. Allein schon wegen dem Film. Ich wusste, dass es Teil 3 nicht geben wird, weil der dritte Teil von "Zurück in die Zukunft" scheiße war. Das ist ja dieser Western-Teil. Aber Teil 2 war immer geplant. Ich hatte auch damals schon Songs, die jetzt auf der zweiten Platte sind. Ein Song kommt auch nicht immer so, das dauert manchmal auch. Einmal dauert es zwei Minuten und du bist fertig, manchmal brauchst du ein Jahr dafür. Ich bin auch keiner, der sich zuhause hinsetzt und textet.

Ich muss dann immer irgendwo hinfahren und Ruhe finden. Die Ideen kommen schon auf dem Klo oder beim Duschen oder so, aber das Aufschreiben findet dann irgendwo am Arsch der Welt statt. An "Zum Glück in die Zukunft" mag ich auch noch das Ästhetische daran. Dass man einen Nachfolger hat und irgendwann mal eine DVD-Box verkaufen kann, wo dann alle Teile drin sind.

Wird es diese Box wirklich mal geben?

Klar, das will ich ja unbedingt. Das gab es sogar auf der Limited Edition vom Album, die schnell ausverkauft war. Da hatte man auf der einen Seite Teil 1 und auf der anderen Seite Teil 2. Fand ich total geil. Und dann ist es halt natürlich auch ein Thema, "Zum Glück in die Zukunft". Zum Glück geht’s überhaupt in die Zukunft, und hoffentlich erwartet einen Glück in der Zukunft. Und das Thema ist halt nicht auf einer Platte zu Ende gesprochen.

Aufgeschrieben wird also am Arsch der Welt. Du bist ja schon viel rumgekommen. Mit Paul Ripke lieferst du dir sogar ein Wettrennen, wer mehr Länder bereist hat. Wer führt denn gerade?

Er. Es ist ziemlich schwer ihn einzuholen. Weil er meistens überall, wo ich hinfahre, auch mitkommt. Und er ist halt Fotograf. Das ist auch ’ne Frechheit eigentlich. Ich glaub‘, der hat 300.000 Flugmeilen in einem Jahr gehabt. Der ist praktisch 65 Mal um die Welt gereist. Das kann ich natürlich gar nicht schaffen. Wenn er mal ein Jahr lang überhaupt keinen Bock hat, und ich ein Jahr lang nichts anderes mache außer reisen, dann kann ich ihn nochmal einholen.

Und welche Länder stehen ganz oben auf deiner To-Go-Liste?

Alle. Alle, wo ich noch nicht war. Ich hab tierisch Bock, ich hab tierisch viel noch nicht gesehen. ich war jetzt sehr viel in Südamerika, Amerika allgemein, in Afrika gibt’s noch so viel zu sehen. Ich war noch nie in Australien, noch nie in Neuseeland. Fiji-Inseln und so. Da will ich gern hin.

In Uganda warst du ja auch schon. Dort hast du dich im Rahmen der Viva con Agua-Organisation für die Errichtung von Trinkwasserbrunnen engagiert und tust das bis heute.

Ja, ich hab eben dieses Uganda-Projekt. Das ist nach wie vor ein wichtiges Thema bei uns. Bei uns gibt’s zum Beispiel keine Gästelisten für unsere Konzerte, stattdessen muss jeder fünf Euro, oder auch mehr, für Blue Uganda abdrücken. Wir haben jetzt auch schon wieder 5.000 Euro eingenommen, nur durch Gästelisten. Das ist total super, und dann haben wir am Ende wieder einen Batzen Geld, wovon wir wieder was kaufen können. Wir brauchen um die 7.000 Euro für einen Brunnen und fahren einmal im Jahr dort hin. Viele Songs sind da entstanden und wurden davon inspiriert, das ganze Artwork ist von Uganda inspiriert. "Bengalische Tiger" ist zum Beispiel auch da entstanden.

Bild(er) © Paul Ripke, Four Music
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