Mehr als ein Hotel

Wir nennen es liebevoll "das Brilli". Die meisten von uns haben aber noch nie im Hotel am Brillantengrund geschlafen. Es gibt nämlich genug andere Gründe hinzugehen. Auch deshalb hat es Geo Saison zu den 100 besten Hotels Europas gewählt.

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Marvin Mangalino betreibt ein Hotel. Marvin Mangalino mag alte Möbeln. Marvin Mangalino mag gutes Essen. Marvin Mangalino mag Kunst. Seinen Namen sprechen wir irgendwie gerne aus. Marvin Mangalino.

Er hat 2010 ein ausrangiertes Hotel im siebenten Wiener Bezirk übernommen. Ohne ein weiteres Konzept-Hotel sein zu wollen, hat er ein gemütliches Hotel und ein Szene-Treff daraus gemacht. Es finden regelmäßig Ausstellungen statt, wo Kunstschaffende wie Daniel Gebhart de Koekkoek, Julian Mullan oder Clemens Fantur ihre Werke zeigen, oder das Soundframe Festival ganze Showcases präsentiert. Das Red Bull Music Academy Bass Camp hat hier seine Base gefunden. Mama Mangalino zaubert Speisen auch für Hotelfremde und man kann sich im Café gepflegt einen hinter die Binde kippen. Das ganze natürlich mit allen Gesetzen des guten Stils.

Die moderaten Preise ziehen nicht nur junge Gäste an. Internationale Musik-Acts werden lieber hier, als in einem charmlosen Standard-4-Sterne-Hotel untergebracht. Das Brilli ist Wien proper am representen. Was Marvin Mangalino dafür tut und wieso das Geo Saison Magazin sein Hotel zu einem der besten 100 Europas gewählt hat erfährt ihr im Interview.

Hotel-Vitalisierung als Jungunternehmer-Projekt ist ja eher unüblich. Würdest du das einem jungen Menschen mit Unternehmergeist weiterempfehlen?

Gäbe es eine Zeitmaschine, würde ich in die Vergangenheit reisen und mein junges damals noch naives "Ich" vor dem Wahnsinn warnen.

Es finden auch regelmäßig Ausstellungen statt. Was ist dein Anspruch dafür? Was ist dein Konzept für die Zukunft?

Gerade als ein „Hotel“ ist es enorm schwierig in der Kunstszene wahrgenommen zu werden und dass die Erscheinung nicht gleich mit einer Zahnarztpraxisästhetik assoziiert wird. Prinzipiell sollte man nur das machen, was man persönlich als interessant empfindet. Wenn man keinen Bezug zu den Kunstwerken hat, sollte man keine Ausstellungen machen.

Bislang lag bei unseren Ausstellungen der Schwerpunkt in der Fotografie. Das werden wir auch noch weiter kultivieren, dennoch interessiere ich mich auch für andere Kunstbereiche wie z.B. Malerei und transmediale Kunst. Dieses Jahr beginnen wir mit Skulpturen #skulpturenambrillantengrund und starten im Sommer zusammen mit Roland Reiter als Kurator eine neue Reihe.

Deine Mama schupft die Hotelküche. Worauf legt ihr beim Essen wert?

Meine Mutter ist die Küchenchefin unseres Restaurants „Pinoy Food am Brillantengrund“. Sie behütet ihre Geheimrezepte vor allem für die Saucen wie Ihr Heiligtum. Wichtig ist mir, dass die Speisen so serviert werden, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne. Meine Großeltern hatten auf den Philippinen eine kleine Jugendherberge, mit ein paar Läden und einer Kantine. In der Kantine hat meine Mutter schon im zarten Alter von 17 Jahren die Gäste bekocht.

So gut wie alle asiatischen Restaurants verwenden Glutamat. Wir hingegen verzichten ausnahmslos darauf. Mama Mangalino ist allergisch darauf und bekommt davon geschwollene Wangen.

In den online zu findenden Bewertungen wird das Essen oft gelobt. Beim Foodie Day habt ihr auch mehrmals teilgenommen. Schon mal daran gedacht einen eigenen Gastro-Betrieb aufzumachen?

Stände ich vor der Wahl unsere Unternehmensstruktur mit einem weiterem Hotel oder einem Restaurant zu expandieren, würde ich das letztere eher vermeiden.

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