Mehr als Regenbogen-Content – How To Be An Ally

Eine unvollständige Liste der Dinge, die du verinnerlichen solltest, wenn du ein solidarisches Leben an der Seite deiner queeren Mitmenschen führen willst.

© Adobe Stock

»In einer rassistischen Gesellschaft reicht es nicht aus, nicht-rassistisch zu sein. Wir müssen anti- rassistisch sein.« – Dieses Zitat von Angela Davis, einer Aktivistin für BürgerInnenrechte, wurde vermutlich schon in allen (lesenswerten) Medien der Welt publiziert. Was dabei aber selten erwähnt wird, ist, dass die Amerikanerin seit über 20 Jahren offen lesbisch lebt und sich ihr Aphorismus problemlos auf den strukturell sexistischen Charakter vieler Gesellschaften weltweit übertragen lässt.

Willst du als weiße cis-hetero Person solidarisch mit deinen queeren Mitmenschen sein, reicht es nicht aus, sich einmal im Jahr auf der Regenbogenparade mit einer lauwarmen Bierdose in der Hand das Shirt auszuziehen. Solidarität heißt füreinander einstehen – gerade dann, wenn es unangenehm wird. Menschen, die tagtäglich für die Rechte und gegen die Diskriminierung von marginalisierten oder diskriminierten Personen einstehen, werden »Allies« genannt, was soviel wie »MitstreiterIn« heißt. Bei einer weißen cis-hetero Person (sprich: einem heterosexuellen Menschen, der sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen biologischen Geschlecht identifizieren kann), wie sie auch der Autor dieses Textes ist, wird diese unterstützende Haltung oft von einer Unsicherheit begleitet.

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This quote has been on repeat in my head the past couple weeks. I decided to draw it to really internalize it—and I am now sharing it with you (in 10 different color palettes! choose your fighter) ⁣ ⁣ There's a longer conversation to be had here about how non-white POC (specifically, I'm talking to first-gens like me) can approach conversations about racism with your families. At least in Chinese culture, we don't really talk about "contentious things"—it's just seen as disrespectful / the norm is to not really open up about feelings.⁣ ⁣ This week was the first week I had super direct conversations with my family about the learned anti-Blackness that is pervasive in Asian American culture. I never really knew how deeply rooted it was until I began to dissect it within my own family. It's been frustrating and shocking, and also multifaceted—I'm talking to immigrant minorities who have faced their own share of discrimination and inequality (though not comparable to the Black experience). So they're like, "of course I'm not racist." To which I respond, "but that's not enough, you have to be anti-racist." To which I follow up to myself with, "ok, Clarice, but how are YOU being anti-racist? what actions are you taking?" And this has really helped distinguish what the older generation has been from what I can be. I realize this is convoluted—honestly, this is really hard to put into words—but if you're in the same boat as me, I'm extra interested to hear how these talks have been going for you. If they've been surprising in the ways mine have been, you can always reach out to me to commiserate, and then we can create an action plan for the future. I've done this with @hannahmichiko @cynthacat @mmmliss @brownboiweekend who can relate to my experience, and it's felt really productive. I know that these talks can be painful, but they are *so* necessary. It’s also a good reminder (that @brownboiweekend highlighted it to me) that it’s likely the first of many conversations. And we owe it to our Black friends, neighbors, and the community as a whole, to do this work. To ally.

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Die folgenden Punkte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit – auch wenn im Zuge der Recherche eine diverse und intersektionale Auswahl an LGBTIQ+-Personen nach hilfreichen Praktiken gefragt wurde. Dieser Beitrag soll dabei helfen, Unsicherheiten abzubauen und Allies den Rücken zu stärken, damit du beim nächsten Vorfall, den du bemerkst, couragiert und beruhigt eingreifen und unterstützen kannst – um die Welt so Tag für Tag zu einem besseren Ort für alle zu machen.

Nimm Selbstbezeichnungen von Personen ernst und gib dir Mühe, sie zu benutzen. Das gilt auch für Pronomen, die du mitunter noch nicht kennst. Solidarisch zu sein bedeutet auch sich anzustrengen. Die deutsche Sprache ist auf diesem Gebiet noch weit hinterher, verbale Kommunikation schafft aber trotzdem einen guten Teil des Bewusstseins und der Repräsentation.

Sei dir deiner Privilegien bewusst und mach einen Schritt zurück. Schluck den neoliberalen Geist des Konkurrenzkampfs hinunter und lass strukturell benachteiligten Personen den Vortritt. Wenn du irgendwo bist, wo nur privilegierte Menschen auftreten, frag dich, warum das so ist und wie das geändert werden könnte. Binde marginalisierte Gruppen in allen Branchen und Bereichen ein.

Ruf nicht sofort die Polizei. Es kommt vor, dass betroffene Menschen der Exekutive aufgrund von Vorerfahrungen nicht vertrauen. Außerdem kommt es auch zu Situationen, in denen die Polizei die Lage falsch einschätzt und damit die betroffene Person (wenn auch mitunter ungewollt) weiter diskriminiert oder verunsichert. Stichwort: Täter-Opfer-Umkehr.

Schenk Betroffenen deinen Glauben – es geht nicht vorrangig um dich. Wenn du in schwierigen Situationen hilfreich sein willst, solltest du eher mit Empathie als mit ungläubigem Hinterfragen reagieren. Nimm Lebensrealitäten, die nicht deiner eigenen entsprechen, ernst und versuche, sie zu verstehen.

Sprich deine Unsicherheiten an, aber erwarte nicht, dass du in jeder Situation beruhigt wirst. Wirst du ausgebessert, entschuldige dich nicht, sondern bedanke dich und merk es dir fürs nächste Mal, statt defensiv zu reagieren.

Hinterfrage deinen Medienkonsum. Muss es unbedingt die Serie sein, in der nur Stereotype reproduziert werden? Lach nicht über diskriminierende Witze, um einer unangenehmen Situation zu entgehen.

Wenn du kannst, hilf finanziell. Unterstütze queere Spaces und KünstlerInnen. Verschaffe Einladungen, Bookings, bezahlte Aufträge. Gib oft unsichtbar gemachten Menschen eine Plattform.

Tritt aus deiner Komfortzone heraus und gib dir Mühe. Steh früher auf und begleite deine FreundInnen zum Amt oder hilf bei Bewerbungen, wenn deine Unterstützung gebraucht wird. Wenn du die Möglichkeit hast, biete deine Hilfe aktiv an und warte nicht, bis du danach gefragt wirst. Aber: Erwarte keine Auskunft.

Achte auf Intersektionalität. Eine weiße, nicht-binäre Person erfährt eine andere Diskriminierung wie eine Transperson of Color oder ein queerer Mann. Ziehe aus deinen Vorerfahrungen im Umgang mit diskriminierten Menschen keine Schlüsse auf andere Menschen.

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✨Am 25. Juni ist wieder DonnerstagUND wir sind bei unserem dritten queerDo fix zusammen!✨ Pride Month ist normalerweise eine Zeit voller Treffen und Sichtbarkeit, in der wir als Queers, sexuell vielfältige und gender-nonconforming Community öffentlichen Raum übernehmen und unser Leben und Überleben feiern, feiern wie weit wir mit unseren Kämpfen für Gerechtigkeit gekommen sind, und darauf aufmerksam machen was noch vor uns liegt. Die aktuelle Corona Krise ist eine Herausforderung für viele Communitys und wir wissen, welche Auswirkungen Isolation hat, wenn man sich in den eigenen Familien, Kulturen und Religionen fremd fühlt, wenn die eigene Form von Liebe und Fürsorge nicht anerkannt wird. Isolation heißt für viele Queers, allein mit Stress und Problemen psychischer Gesundheit Umgang finden zu müssen. Aber die Rebellionen sind lebendig, vielleicht gerade wegen der Gesundheitskrise! Was wir in den Protesten von #BlackLivesMatter sehen, ist der Kern des Begehrens nach mehr als nur Überleben. Als trans Person von Bedeutung zu sein, als intergeschlechtliches Kind keinen Bedarf an Korrektur zu haben, denken wir an Regenbogenfamilien, an queere Geflüchtete, an gender-nonconforming, chronisch kranke, behinderte, alte und fette Körper … Wir müssen eine aufrichtige Diskussion über Rassismus in der LGBTIQ Community beginnen, wir müssen toxische Maskulinität zerschmettern und eine intersektionelle, queere, feministische und antikapitalistische Rebellion in uns allen anstreben. Speziell hier im sogenannten Herzen Europas müssen wir in den von den Rebellionen hochgehaltenen Spiegel schauen! Wir müssen den kolonialen, rassistischen, antisemitischen, homo-, bi- und transfeindlichen Kreuzzügen die hier begonnen haben die Stirn bieten. Wir sitzen an der Quelle des Problems und müssen gemeinsam dagegen aufstehen. Der Kampf ist noch nicht vorbei, die stille Einsamkeit ist vorbei und wir sind hier, um die Welt in Richtung Gerechtigkeit für alle zu verändern. Wir sind zusammen um aufzustehen! Wir treffen uns am 25. Juni um 18:00 am Platz der Menschenrechte! Wieder zusammen sein bedeutet aufeinander aufpassen, deswegen tragen wir alle Mund-Nasenschutz!?

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Erwarte keine Lobpreisungen, weil du ein guter Mensch bist. Es geht vorrangig um die betroffenen Personen, nicht um dich. Es ist leider nicht selbstverständlich, dass Menschen sich ausschließlich freundlich begegnen – um dafür zu sorgen, dass das in Zukunft so sein wird, sollte es das allerdings sein.

Es ist ein ständiger Prozess, ein guter Ally zu sein. Ruhe dich nicht auf einer solidarischen Aktion aus. Es ist auch okay, wenn du an einem Tag »nur« einen homophoben Kommentar in sozialen Medien gemeldet hast. Versuch trotzdem, dein unterstützendes Handeln zu normalisieren und zu verinnerlichen.

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