King Electric baten den Wiener Sixtus Preiss um einen Remix. Den gibt es bei uns jetzt exklusiv als Free Download. Allerhöchste Zeit also, mit dem jungen Produzenten über nerdige Internetforen, smoothe Übergänge und darüber, wie man eine Bude leerspielt, zu plaudern.
Sixtus Preiss ist wahrscheinlich nicht der erste Name, der im Zusammenhang mit Affine Records in den Sinn kommt. Wer aber seine Musik, die auf dem Wiener Label erscheint, kennt, denkt sich zurecht: Warum eigentlich? Das fragten wir den jungen Produzenten anlässlich seines Remix zu King Electrics "Paralyzed" einfach selbst.
Dabei stellte sich heraus, dass wir einen Fehler gemacht haben, der leicht passiert, wenn man einen Künstler zu sehr mit seiner Arbeit auf einem bestimmten Label, zu sehr mit einem bestimmten Sound verbindet. Preiss tanzt musikalisch nämlich auf vielen Hochzeiten und will sich auch gar nicht beschränken lassen. Im Rahmen der Jazzwerkstatt ist er im neuen Programm des New Ensemble für Keyboards und Electronics zuständig. Mit seiner Formation T-Shit spielte er gerade am Eurosonic. Er produziert aktuell ein Zwölftett für Johannes Wakolbinger und ein "Hip-Hoppigeres Ding" kommt auch ganz bald, verspricht er.
SMS bekommt er unter anderem von Zack Danziger und Owen Biddle – er spielt mit ihnen auf ihrer Europatournee und am Soundframe (3. April, Brut), für das der passionierte Bastler mit dem klingenden Namen auch einen Soundball konzeptioniert und gebaut hat. Er sagt selbst, dass es Leuten schwerfällt, ihn einzuordnen: "Ich glaube, die Jazz Musiker sehen mich eher als elektronischen Musiker an und umgekehrt."
Trotzdem kann man nicht umhin, sich ein Album zu wünschen, das die Versprechungen der 2012 erschienenen EP "Samba Feelin Beein This" einlöst. Das wird es wohl noch länger nicht geben. Eine neue EP auf Affine ist aber in Vorbereitung – Prädikat: anders.
In der gekürzten Fassung des Interviews bleibt leider kein Platz für die wunderbaren Exkurse zu den Dominantakkorden in Strawinskis "Le Sacre du Printemps", zu Mahler und zu 70er Jahre Fusion; Was uns Preiss über seine Arbeitsweise, seinen neuen Sound und Lötkolben zu erzählen hatte, liest sich hier:
Du agierst als Solokünstler, hast aber auch ein Projekt namens T-Shit mit Bernd Klug und Bernhard Hammer (i>Electro Guzzi).
Ich habe nicht mehr das Gefühl, das ich alles, was ich an kreativem Output habe, in meinem Solo-Projekt verpacken zu müssen. T-Shit ist wunderbar, weil da wirklich alles möglich ist. Wir wurden zweimal fürs Eurosonic gebucht. Einmal waren wir als Tanzband angekündigt – völliger Bullshit – und haben dort die Bude leergespielt. Wir haben komplett frei und soundig gespielt; es gab so gut wie keine Beats, dafür viele Rückkopplungen. War auch irgendwie lustig. Das zweite Konzert ist viel besser angekommen.
Hat das Eurosonic wahrnehmungstechnisch "etwas gebracht"?
Wir haben sofort nach dem zweiten Konzert sehr viel Interesse gespürt. Unser Booker hat einige Anfragen bekommen. Es ist halt eine Pferdeschau dort. Man ist in einem Hotel, dann fährt man nach Groningen, isst was in dieser Mensa, spielt das Konzert, wird abgeholt und fährt wieder ins Hotel. Man fühlt sich als Künstler nicht unwohl, aber es ist halt etwas komisch. Aufmerksamkeit, vor allem europäische, hat es aber definitiv gebracht.
Spielst du bei T-Shit immer Schlagzeug, oder arbeitest du auch mit dem Computer?
Ich versuche den Computer überhaupt komplett aus Live-Konzerten rauszuhalten und nur noch im Studio zu verwenden. Live habe ich nur Schlagzeug und meine Effektkette und damit komm‘ ich aus.
Wenn du Solo auf der Bühne stehst, wirkst du sehr versunken und introvertiert. Es gibt wenig Interaktion mit dem Publikum.
Das stimmt. Auch als Schlagzeuger bei anderen Projekten steh‘ ich gern auf der Seite. Ich versuche mir schon meine Welt auf der Bühne zu basteln, weil meine Musik – egal was ich mache – ist halt immer bissi kompliziert. Da möchte ich aus der Stimmung im Publikum lieber auskoppeln. Ich versinke einfach auch gern in meiner Musik und muss mich konzentrieren, dass das alles funktioniert.