Mickeys »Overtime« bringt ein Übermaß an Style und Spaß an einfachen Ideen

Man könnte die beiden von ihrer gemeinsamen Band Gin Ga kennen, nun legen Alex Konrad und Klemens Wihlidal ihr Duo-Debütalbum als Mickey vor. »Overtime« vermittelt Spielfreude und einen Hang zu höherem Blödsinn.

© Daniel Angermayr

Wenn nichts mehr geht, gibt es keine Erwartungen zu erfüllen und alles, was zählt, ist die gute Zeit, die Freude am Tun. Der eigenen Fama nach sind Alex Konrad und Klemens Wihlidal Ende 2016 genau da gelandet: Freunde und Partner sind weg und das Konto macht das Überleben schwer. Also rein in den alten Bandbus und ab nach Uhliská im Norden der Slowakei. Binnen kürzester Zeit entstehen dort Songskizzen, die gar keiner großen Bearbeitung mehr bedürfen. Das Wichtigste dabei: Alles ist erlaubt. Anspielungen können gar nicht zu billig und peinlich sein, Pop darf in seiner ganzen Bandbreite quietschen, die ein oder andere Spielweise von Hip-Hop und R ’n’ B gern mit von der Partie sein. Aus den Texten müssen sich klare Bilder ergeben, sie müssen nichts bedeuten – Slogans aus der Warenwelt werden neu zusammengesetzt und sind am Ende doch mehr als bedeutungslose Worthülsen.

An dieser Stelle kurz der Hinweis, den sich Konrad und Wihlidal mitunter sparen: Die beiden machen schon seit vielen Jahren gemeinsam Musik – bei Gin Ga, der großartigen Wiener Band, deren Musiker in den letzten Monaten eigene Wege gegangen sind. Drummer Matias Meno veröffentlichte erstmals 2016 als Meno Synthie-Pop, Violinist Emanuel Donner folgte 2017 als Eugene Delta mit der EP »Black Dogs«, deren gekonnt geschriebene Songs ob des streckenweisen Songwriter-Sounds dazu neigt unterschätzt zu werden. Und nun eben Konrad und Wihlidal als Mickey.

Die beiden Kunststudenten beherrschen das humorvolle Spiel zwischen Ernsthaftigkeit und höherem Blödsinn nach wie vor. Und wer wollte noch nicht einen Song machen, in dem mit den Lippen Motorengeräusche nachgeahmt werden wie in »Drive«. Dazu ein optisch durchdachter Auftritt mit Fokus auf Instagram und Videos zwischen No Budget und ästhetischem Gesamtkonzept – wie im fast schon modischen »Horizon«. Man kann das einfach Style nennen – und davon haben die beiden mehr als genug. »Overtime« ist ein großer Spaß, der es einem einfach macht, sich mit Mickey an der Musik zu freuen.

Mickey »Overtime«

»Overtime« von Mickey erscheint am 16. März 2018 bei Ink Music. Die Band ist am 24. März im Porgy & Bess in Wien live zu sehen.

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