Minecraft in der Schule

Die Neue Mittelschule Kinzerplatz in Wien Floridsdorf nutzt die „Minecraft Educational Edition“ im Unterricht.

»Ich haben mich viel damit auseinandergesetzt, was die Schüler und Schülerinnen in der Freizeit machen und was sie unternehmen. ›Minecraft‹ wird viel gespielt, kennt jeder, versteht jeder und es macht Spaß.« Michael Fleischhacker unterrichtet an der Neuen Mittelschule Kinzerplatz in Wien Floridsdorf Mathematik, Werken und Musik und nutzt seit einiger Zeit die »Minecraft Education Edition« im Unterricht: »Es ist der Versuch den Unterricht mit Dingen zu gestalten, die Kinder auch in ihrer Freizeit nutzen.« Er sieht dabei viele Einsatzgebiete für das Spiel: Dazu gehören natürlich Mathematik und Geometrie, aber auch viele andere Bereiche. »Minecraft« ist ein vom Schweden Markus »Notch« Persson erstmals 2009 veröffentlichtes Spiel, in dem es möglich ist, eine offene Spielwelt zu gestalten, indem man aus Blöcken Gebäude, Gegenstände und Landschaften baut. Es wird von vielen Kindern geschätzt und lädt auch dazu ein, sich kooperativ in den Spielwelten zu beschäftigen. Seitdem sind viele Versionen für quasi alle Plattformen erschienen. 2014 kaufte Microsoft Perssons Unternehmen Mojang für rund 1,9 Milliarden Euro.

Spielumgebung

Für den Unterricht kann »Minecraft« beziehungsweise dessen »Educational Edition« in verschiedenen Varianten eingesetzt werden. In manchen Fächern eignet es sich, um direkt mit Formen und Flächen umzugehen und diese leichter zu verstehen. In anderen dient es als spielerische Umgebung im Hintergrund: SpielerInnen bewegen sich in einer eigenen Welt und müssen nach und nach immer mehr Übungsaufgaben erledigen, um weiterzukommen. Dabei können Inhalte nicht nur überprüft, sondern auch – etwa in Form von Lernvideos – zur Verfügung gestellt werden. Klassische NPCs – nicht spielbare Charaktere – können außerdem Hinweise geben oder Aufgaben verteilen. Zudem gibt es eigene Module, in denen etwa Musik programmiert werden kann oder virtuelle Chemiebausätze zum Experimentieren einladen. Unterrichtende haben die Möglichkeit, kollaborative Umgebungen zu erstellen, in denen LehrerInnen und SchülerInnen interagieren und sich gemeinsam bewegen. Einstellbare Regelwerke verhindern, dass sich Kinder gegenseitig ihre Werke zerstören. Die Server kommen dabei von Microsoft und müssen nicht von den Schulen zur Verfügung gestellt werden.

Wie der Unterricht mit Minecraft-Unterstützung aussehen kann, zeigt Michael Fleischhacker auch via Youtube:

Die Schule Kinzerplatz ist eine so genannte Microsoft Showcase School, eine weltweite Gemeinschaft von Schulen, die sich mit digitalem Wandel beschäftigen, um das Unterrichten und Lernen zu verbessern. Um »Minecraft« einzusetzen, benötigen Schulen eine entsprechende Office356-Lizenz und Lizenzen der »Minecraft Educational Edition« für jeden Schüler und jede Schülerin. Diese können die SchülerInnen dann auf allen Rechnern und Tablets mit Windows 10 nutzen. Derartige technischen Ressourcen sind eine der Einschränkungen und Hürden, die es dabei zu überwinden gilt. Eine andere ist das Netzwerk der Schule. Dort sehe es laut Michael Fleischhacker in der Praxis nicht ganz so gut aus: »Da kommen Schulen mit ihren WLAN-Ressourcen schon an ihre Grenzen, wenn viele Schüler gleichzeitig einsteigen.«

Voneinander lernen

Neben den Inhalten, so berichtet Fleischhacker weiter, werden mit dem Programm auch Soft Skills vermittelt: »Das wir grundsätzlich unterschätzt, welche Auswirkungen es hat, wenn die SchülerInnen sich spielerisch in einer Lernumgebung bewegen können und etwa untereinander Aufgaben füreinander produzieren und sich gegenseitig helfen. Das sind die Skills, die der Arbeitsmarkt in Zukunft sucht.« Michael Fleischhacker ist ein Global Minecraft Mentor, tauscht sich mit anderen Lehrkräften über Erfahrungen aus und unterstützt Interessierte. Ihm ist bewusst, dass dieser neue Unterrichtsstil von LehrerInnen etwas Mut erfordert und den Willen, sich auch von den SchülerInnen etwas zeigen zu lassen und auch von diesen zu lernen: »Dabei sieht man oft, dass wir die Möglichkeiten, die das Programm bietet, bei Weitem nicht in allem erkennen.«

Michael Fleischhacker betreibt als »Flipp den Fleischhacker« einen Youtubekanal mit Lerninhalten und Minecraft-Einblicken. Infos zur »Minecraft Educationel Edition« gibt’s hier.

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