Mit Warpaint über Sexismus reden…

… ist irgendwie fad. Wir haben es trotzdem gemacht und nebenbei über ihr kommendes Album. Warum das auch "Warpaint" heißt und was Kirchenettikette mit dem Musikbusiness zu tun haben, erklärte uns Drummerin Stella im Interview. Und Spoileralarm: Sie hat sogar "Vagina" gesagt.

Es wird normal im Business…

Genau. Als wir 2010/11 zu unserem letzten Album interviewt wurden, hörten wir ständig Fragen wie: "All-Female Bands die so klingen wie ihr sind so selten, wie ist das so?" Heute gibt es viel mehr Bands, die zwar nicht das Gleiche wie wir machen, aber diesen Stereotyp herausfordern und je mehr Leute das machen, desto normaler wird es für Mädchen in einer Band zu spielen und irgendwann wird dann hoffentlich niemand mehr einen großes Aufsehen darum machen. Ich bin froh und aufgeregt, nichts Besonderes mehr zu sein.

Die beste Ausgangslage für euch ein neues Album rauszubringen…

Ja, die Verhältnisse haben sich verändert. Es ist eine gute Zeit für jeden, jetzt etwas zu releasen. Es sind Journalisten und Kritiker, die diese Bezeichnungen prägen, die dann den Leuten verkauft werden. Sie geben an was wir hören und kaufen sollen, das ist irgendwie langweilig…

Ich war eigentlich froh zu sehen, dass es eben nicht die großen weiblichen Stereotyp Acts heuer erfolgreich waren. Nicht die girly-girls…

Ja es wurde einfach ein bisschen interessanter. Generell ist es cool zu sehen, dass auch "Independent"-Acts riesen Massenerfolge feiern konnten. Durch Blogs und Medien wie Pitchfork und was die Kids heute sonst noch lesen entsteht da ein neues Bewusstsein. Dasselbe passierte ja auch im Hip Hop, mit Earl Sweatshirt und A$ap Rocky.

Ich hab mir eure kürzlich bekanntgegebenen Tourdaten angschaut und war ziemlich enttäuscht, dass Österreich nicht dabei ist…

Haha keine Sorge, wir kommen. Das ist nur der erste Teil einer langen Tour.

Bist du bereit auf Tour zu gehen? Es ist dann ja doch oft keine nicht-endende Party, wie man sich das gerne vorstellt…

Nein so ists definitiv nicht, zumindest nicht mehr. Auf unserer ersten Tour war alles noch aufregend und spaßig. Heute wissen wir: Wenn du dich bis um 7 Uhr morgens betrinkst, wirst du keine gute Show und du wirst dich nicht gut fühlen. Unsere letzte Tour war eine sehr heftige Erfahrung für uns, um es diesmal richtig zu machen wollen wir es nachhaltiger angehen.

Aber du freust dich darauf?

Ja, natürlich. Wir sind alle aufgeregt die neuen Songs live zu spielen, wir sind stolz auf sie. Und man bereist die ganze Welt, das ist cool. Man muss sich nur mental darauf vorbereiten.

Ok letzte Frage: Die Bestenlisten sind ja gerade in aller Munde, was hältst du prinzipiell davon? Listen von allem zu haben?

B: Es kann lustig sein, ich habe gerade einen Artikel über die 10 überbewertesten Alben heuer gelesen und einige der Lieblingsalben des Blogs waren trotzdem auf der Liste. Das ganze ist ein Weg für Leute sich einen Reim auf die Welt zu machen. Leute definieren sich selbst über diese Listen und drücken sich darüber aus. Es bedeutet eigentlich nichts, aber Leute wollen einfach Listen machen, wie John Cusack in High Fidelity.

Ja aber das führt ja auch zu einer gewissen Gleichschaltung…

B: Es gibt einige Alben die so unglaublich und herausfordernd und seltsam sind, dass jeder sie auf seine Liste packt – aber es ist natürlich seltsam, Leute haben in ihren Köpfen, dass etwas gut sein muss, weil sie irgendwo gelesen, dass es so ist. Ich meine man bekommt nie die volle Meinung von jemandem, es ist immer gefärbt. Warst du jemals in der Kirche, als Kind?

Ja, das Eine oder andere Mal…

B: Es gibt da diese Momente, wann du Niederknien und Aufstehen musst, aber man weiß nicht wann genau und man schaut sich um was seine Familie und Freunde machen und macht es ihnen nach… Das ist irgendwie dasselbe. Man adaptiert die Adjektive, mit denen das Album beschrieben wird. Es ist irgendwie eine riesige Echo-Kammer von Meinungen.

Das ist ein schönes Gedankenbild.

B: Was wirklich interessant ist: Wir haben nur mit wenigen europäischen Journalisten geredet. Die und die Leute vom Label sind die einzigen, die das Album gehört haben. Es ist unglaublich spannend zu hören, was Leute über das Album sagen, die nicht wissen können wie andere darüber denken. Denn wenn es erst mal veröffentlicht ist und die Kritiker es sich vornehmen, entstehen wieder diese Muster. Der Unterschied im Feedback der "Pre-listener" ist verrückt. Ich habe Leute in gegensätzlichster Form über das Album reden gehört. Aber diese Wahrnehmungen sind natürlich, rein und ungefärbt.

Ich frag dich jetzt nicht selbst nach einer Liste, aber gibt es heuer einen Künstler, der für dich herausgestochen ist, der etwas anderes und beeindruckendes gemacht hat – nicht unbedingt das Beste.

Ich muss gestehen ich hab mich wirklich im neuen Kanye Album verloren, ohne den ganzen Hype darum mitzubekommen. Ich bin mit einem Freund im Auto gesessen und wir hörten es im Radio und ich wusste, ich muss es hören!

Das zweite Album „Warpaint“ von Warpaint erscheint am 17. Jänner bei Roughtrade.

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