MySugr

Ein junges Startup aus Wien hat eine App für Diabetiker gebaut, die durch spielerische Elemente, die Langzeitwerte verbessern soll. Sie konnten damit die Start Up Week 2011 für sich entscheiden.

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Den Wenigsten ist es bewusst, wie viele Menschen an der Zuckerkrankheit Diabetes leiden. Im Lichte der Öffentlichkeit, findet die Krankheit eigentlich überhaupt nicht statt.. In Österreich und Deutschland sind es knapp 8%. In den Golfstaaten haben ca. 20% der Gesamtbevölkerung Diabetes. Wir sprachen mit Frank Westermann, einem der Gründer von MySugr über ihre demnächst erscheinende Applikation.

Auf eurer Website ist es bisher nur schwer zu erkennen, um was es sich bei MySugr genau handeln wird. Dass es ein Tool in Form einer App wird, das Diabetikern in irgendeiner Form das Leben erleichtert, ist einer der wenigen Hints, die ihr Besuchern der Seite gebt.

Wir haben sehr viele interessante Ideen und wollen die ersten sein, die diese Ideen in einer App umsetzen. Daher sind wir im Moment etwas vorsichtig damit, Details preiszugeben.

Könnt ihr die Funktionsweise und die Besonderheiten der App in ein paar Sätzen erklären? Wer ist das Zielpublikum?

Wir konzentrieren uns mit der ersten App auf die Therapieoptimierung von Typ-1-Diabetikern. Typ1 Diabetes ist eine Auto-Immun Erkrankung, die vor allem junge Menschen trifft. Der eigene Körper tötet Insulin-produzierenden Zellen ab. Typ1 Diabetiker sind daher auf permantente Insulin Shots angewiesen. Es ist nur ziemlich tricky immer die optimale Menge Insulin zu injizieren in Abhängigkeit davon, was man essen möchte, wie hoch der aktuelle Zucker ist und wie stark in den nächsten 2-3 Stunden die körperliche Anstrengung ist.

Das Ziel ist es den Zucker immer im Normalbereich zwischen zwischen 80 und 140 mg/DL zu halten. Das ist allerdings ziemlich schwer. Ein Glas Apfelsaft lässt den Zucker bei mir z.B. um 150mg/DL steigen, wenn ich kein Insulin spritze. Wir möchten mit der App Diabetikern helfen, den Zucker öfter und länger im Normbereich zu halten.

Laut Internet ist einer von euch seit seiner Jugend an Diabetes erkrankt. Wie viel der persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit fließen in die App mit ein?

Frederik, mein Co-Founder, und ich sind beide Diabetiker. Frederik ist bei uns für das Produktmanagement verantwortlich. Unsere Erfahrungen und Ideen sind die Basis für die App. Das ist natürlich ein großer Vorteil, bei der Entwicklung, denn wir wissen aus eigener Erfahrung, wie gefährlich die Krankheit ist, was uns hilft und wie schwer es ist, sich permanent zu motivieren sich um seine Diabetes zu kümmern. Unter uns: Es nervt in einem nicht unerheblichen Ausmaß. Aber für uns gibt es keine Alternative. Eines unserer Ziele ist es daher wenigstens ein bisschen Fun & Excitement in die Therapie zu bringen, indem wir Gaming-Elemente in die tägliche Therapie bzw. in die App integrieren .

Interessant wäre auch zu wissen, wer euch bei der Entwicklung der App hilft, und das medizinische Fachwissen einbringt.

Dr. Schütz von der Diabetologie des Spitals in Hietzing und Dr. Wiesbauer sind unser medizinischer Beirat und unterstützen uns mit Rat und Tat in medizinischen Fragen.

Wir legen extrem hohen Wert auf die medizinische Korrektheit des Produktes. Im Gegensatz zu vielen anderen Diabetes Apps lassen wir z.B. mySugr als Medizinprodukt zertifizieren. Das bedeutet, dass wir behördliche Genehmigungsprozesse durchlaufen, staatlich vorausgesetzte Qualitätssicherungsmechanismen implementieren usw.

Wer ist verantwortlich für die medizinischen Inhalte der App? Kann die App schaden, wenn man sie falsch anwendet?

Nein. Direkt schaden kann unsere Applikation nicht. Im Gegensatz z.B. zu einer Insulinpumpe veranlassen wir nicht das injizieren von Insulin, dass einen in eine Unterzuckerung oder in die Bewusstlosigkeit spritzen könnte. Wir durchlaufen aber trotzdem bewusst die komplexen Zulassungsverfahren zum Medizinprodukt, weil wir höchsten und nachweislich geprüften Ansprüchen an Anwendungs- und Datensicherheit entsprechen wollen.


Ihr habt mit eurem Projekt den Bewerb der Start-Up Week gewonnen. Was bringt ein Gewinn dieser Art?

Das Ihr auf uns aufmerksam geworden seid und wir uns jetzt unterhalten ist beispielsweise eine Folge des gewonnenen Awards. Es sehr wertvoll für uns, dass wir so viel Aufmerksamkeit seitens der Medien, potentiellen Partnern und Investoren bekommen haben.

Derzeit gibt es eine Alpha-Phase in der man sich eintragen kann, um als erster MySugr zu testen, sobald es verfügbar ist. Für welche mobilen Betriebssysteme wird die App entwickelt? Sind auch Desktopanwendungen für Computer in Planung?

Wir werden mySugr auf dem IPhone launchen und als nächsten Schritt eine Android App releasen. Und ja, es wird auch eine Desktop Anwendung geben.

Spielt ihr mit dem Gedanken, neben MySugr auch andere Apps zu entwickeln, die gesundheitlich beeinträchtigten Menschen helfen könnten?

Unsere Fokus liegt voll auf Diabetes. Diabetes ist ein dermaßen großes und vollkommen unterschätztes Gesellschaftliches Problem, dass uns die Arbeit nicht ausgehen wird. Unsere Produktpipeline ist jedenfalls prall gefüllt.

Wir haben z.B. von impulse / awsg eine Förderung für die Entwicklung einer App für Kinder mit Diabetes, bekommen. Ein super spannendes Projekt. Wir freuen uns sehr drauf für die Kids etwas zu entwickeln, dass ihnen den Alltag wenigstens ein bisschen erleichtert. Ich hatte „das Glück“, dass ich bereits 18 Jahre war, als Diabetes bei mir diagnostiziert wurde. Fredrik z.B. war erste 4 Jahre als er Diabetes bekam. Es ist total krass und ein extrem großer Einschnitt ins das Leben des Kindes und der ganzen Familie.

Wäre es möglich mit MySugr ein Software-Gerüst zu schaffen, auf dem andere medizinische Apps aufbauen könnten?

Theoretisch ja. Man könnte das Grundkonzept von mySugr sicher auf andere chronische Erkrankungen übertragen und die Applikationen je nach Krankheitsbild angepassen. Das ist aber im Moment nicht geplant.

Was wären mögliche Finanzierungsmodelle für MySugr, beziehungsweise habt ihr schon ein bestimmtes in Planung?

Laßt Euch überraschen! Wir werden gegen Ende März launchen und dann wird unser Finanzierungsmodell leicht sichtbar.

www.mysugr.com

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