Im Oktober erscheint das vierte und letzte Heft der ersten Saga um die Austrian Superheroes. Wir haben mit dem Macher über die Gang um Captain Austria, die Comic-Industrie und den wahren Erzfeind österreichischer Superhelden gesprochen.
Ein Superheld, der seine Superkräfte bisher nur hobbymäßig eingesetzt hat, rekrutiert seine übermenschlichen Freunde für den Kampf gegen das Böse, das in den dunklen Gassen der Hauptstadt wartet. Was nach Marvel und den USA klingt, spielt eigentlich in Wien und heißt treffenderweise Austrian Superheroes. Captain Austria, Donauweibchen, Lady Heumarkt und Der Bürokrat sind das Quartett, das bisher Wien und Graz vor allerlei Bösewichten bewahrt.
Vier Superhelden repräsentieren Österreich
Charaktere, die die verschiedenen Facetten der österreichischen Seele darstellen sollen: die schöne blaue Donau, eine ehemalige Catcherin vom Prater mit derbem Humor, der gesetzestreue Bürokrat. Und natürlich der ultimative Superheld als österreichische Antwort auf Captain America. Im Oktober erscheint der vierte und letzte Teil der ersten Serie der Austrian Superheroes, die via Crowdfunding finanziert wurde.
Dahinter steckt ein Team aus erfahrenen österreichischen Comic-Zeichnern und Illustratoren rund um Harald Havas, der vor allem durch seine Bücher wie ”Kurioses Wien“ bekannt ist. Wir haben ihn gefragt, welcher sein liebster Austrian Superhero ist und wie er den Marvel-Hype findet.
Kommen die ASH im vierten Teil wieder zurück nach Wien, nachdem die letzte Mission in Graz spielte?
Ja! Das große Finale unserer ersten Miniserie wird wieder in Wien spielen – und zwar gleich an mehreren teilweise prominenten Orten.
Worum wird es im vierten Heft gehen? Welche neuen Figuren kommen dazu?
Im Prinzip ist Band 4 der Abschluss unserer vierteiligen Storyline rund um den Basilisken und um das dem Entstehen einer vorerst losen Superhelden-Gruppe. Die Hauptstory der vier Hefte heißt ja auch bezeichnenderweise ”Rückkehr der Helden“. Außerdem wird es wieder Extra-Storys geben, die Geheimnisse der Vergangenheit unserer Helden und des ganzen, nun, ASHiversums weiter lüften. Es kommt auch tatsächlich eine neue Figur dazu, welche möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten, aber sie wird viele überraschen und für einiges an Wirbel sorgen!
Was hat es mit den Nullnummer Heften auf sich? Sind das sozusagen die Outtakes der Comics?
Wir haben unsere erste Nullnummer produziert, um in der Crowdfunding-Phase Interesse für unser Projekt zu generieren. Die erste Nullnummer ”#0“ beinhaltete eine fünfseitige Story, die jetzt allerdings in Heft 3 nachgedruckt und um drei Seiten erweitert wurde. Heft ”#½“ haben wir dann produziert, um für die Fans die Zeit zwischen dem erfolgreichen Crowdfunding und dem Erscheinen des ersten echten Heftes zu überbrücken. Darin waren sechs einzelne Preview-Seiten, die dann nach und nach in den Heften 1 bis 4 vorkommen.
Hat die Crowdfunding-Finanzierung für euch funktioniert?
Ja, ganz großartig! Unser Ziel waren 6000 Euro, um die Druckkosten für die ersten vier Hefte drinnen zu haben. Tatsächlich konnten wir ein Overfunding von 205 % erreichen. Was aber auch notwendig war, da wir durch das große Interesse unsere Auflagenzahl mehrmals nach oben revidieren mussten. Auch dafür war das Crowdfunding mitverantwortlich, denn dadurch konnten wir bereits im Vorfeld Interesse für unser Projekt schaffen und potentielle Käufer auf die Serie aufmerksam machen.
Ihr sagt, dass ASH ein ganz eigenes Comic-Universum ist und keine Parodie. Wie sieht dieses Universum aus und was macht es anders im Vergleich zu amerikanischen Comic-Welten?
Ich glaube, das wirklich Revolutionäre an unsere Idee war, es eben nicht anders zu machen, sondern eben genau so ein Superhelden-Universum zu schaffen, wie man es von Marvel, DC oder auch Image kennt. Denn Versuche Superhelden irgendwie anders zu machen, gab es immer wieder auf der ganzen Welt und auch in Europa. Aber Superhelden ganz genauso zu machen, wie man es von diesem Genre erwartet, und die kostümierten Übermenschen einfach nur in Europa und in unserem konkreten Fall in Österreich auftreten zu lassen, ist eigentlich unser Haupt-Gimmick und ich denke auch einer der Gründe unseres Erfolgs. Der Unterschied besteht also im wesentlichen tatsächlich nur darin, dass die Schauplätze der Handlung nicht in den USA liegen, und dass unsere Helden Namen wie Kurt Kogler oder Anna Schwarz tragen und ihre Kräfte, Namen – wie Donauweibchen oder Lady Heumarkt – und Kostüme einen lokalen Bezug aufweisen.
Zeichnet sich jetzt schon ab, wie erfolgreich die erste Story war? Die Resonanz war ja doch sehr groß. Wird es also eine Nachfolger-Saga geben?
Der mediale Erfolg war überwältigend. Der Verkauf, österreichweit und sogar auch schon in Deutschland, liegt weit über unseren Erwartungen. Dennoch fahren wir derzeit nur einen relativ bescheidenen Gewinn ein, denn der Aufwand für das alles ist enorm, und die meisten Mitarbeiter haben noch gar kein Geld gesehen. Unser Projekt braucht also noch einmal einen gehörigen Boost, um sich tatsächlich längerfristig zu etablieren. Da wir aber ständig so viel positives Feedback bekommen – um nur ein Beispiel zu nennen, auf Amazon haben wir bisher 20 Kundenrezensionen und alle mit fünf Sternen! – und selber auch von unseren eigenen Comics überzeugt und begeistert sind, wollen wir es dennoch wagen weiterzumachen. Wie genau verraten wir dann in Heft 4.
Du bist ja schon sehr lange im Comic-Business. Findest du es gut, dass Comics beliebter sind als früher oder bist du eher gegen den Vermarktungs- und Verfilmungs-Hype á la Marvel?
Obwohl ich mich immer schon mit literarischen, künstlerischen Comics auseinandergesetzt habe, bin ich von Grund auf überzeugt, dass ein Medium nur dann funktionieren kann, wenn es alle Bereiche von Schund bis Kunst, von Kinder-Comics bis politischer Satire, Krimi, Liebesgeschichte und Erotik abdeckt. Führende Comicnationen wie der frankobelgische Raum, der skandinavische Raum, Italien, USA oder Japan bieten alle diese ganze Bandbreite. Im deutschsprachigen Raum gab es dagegen sehr lange einerseits nur Comics für Kinder und andererseits anspruchsvolle Comics für eine Minderheit. Der „Mittelbau“, interessante Massencomics wie Manga oder Superhelden, die ein breites Publikum ansprechen, hat sehr lange gefehlt. Aber nur wenn es auch solche Produkte gibt, kann ein Medium, kann der Markt als gesamter funktionieren. Insofern bin ich sogar sehr froh über die neueren Entwicklungen.
Wie sieht der Comic-Markt in Österreich generell aus? Wird hierzulande viel produziert? Und wie würdest du die Qualität österreichischer Comics einschätzen?
Der österreichische Comicmarkt besteht zum einen aus einigen sehr anspruchsvollen und gelungenen literarischen und Kunst-Comics, gerne auch Graphic Novels genannt. Wobei sie wie die von Nicolas Mahler durchaus auch witzig sein können. Dann gibt es auch viele interessante kleine, Kleinst-und Eigenproduktionen, die nur einem sehr geringen Leserkreis bekannt sind. Eine weitere Nische stellen einige Mangaserien österreichischer Zeichner und Zeichnerinnen dar, die durchaus auch über die Grenzen unseres Landes hinaus erfolgreich sind. Und zuletzt besteht die österreichische Comicproduktion aus ziemlich vielen Comics, die unbemerkt von den meisten Menschen für Kindermagazine, Jugendzeitschriften oder auch Kundenmagazine entstehen und regelmäßig abgedruckt werden – jährlich sicher hunderte Strips und Comics – die aber jeweils nur die Zielgruppe der Magazine jemals zu Gesicht bekommt.
Die Qualität österreichische Comic-Zeichner und -Zeichnerinnen ist sehr hoch. In Österreich gab es ja schon immer gute Grafiker, Maler auch und Karikaturisten. Wäre das Medium Comic bei uns höher angesehen, könnten wir locker für den deutschsprachigen Raum das sein, was Belgien für den französischsprachigen Raum ist. Aber eine von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommene und erfolgreiche österreichische Comic-Publikation gab es eben bisher noch nicht wirklich. Sollte uns das mit ASH gelingen und wir damit gleichzeitig so etwas wie eine Vorreiterrolle einnehmen könnten, würde mich das sehr freuen!
Mit welchem der vier ASH-Superhelden kannst du dich selbst am besten identifizieren?
Nun, vermutlich mit Captain Austria, dem etwas überforderten und leicht frustrierten jugendlichen Helden, der versucht den Flohhaufen seiner jungen Truppe irgendwie zusammen zu halten. Am sympathischsten ist mir derzeit allerdings das Donauweibchen. Und Szenen mit Lady Heumarkt und dem Bürokraten zu schreiben macht eindeutig am meisten Spaß!
Wenn es die Austrian Superheroes wirklich geben würde – wogegen hätten sie im echten Österreich zu kämpfen?
Darauf könnte man nun viele launige, politische oder spekulative Antworten geben. Die realistischste Antwort wäre aber wohl, dass sie Kleinkriminalität bekämpfen würden und bei verschiedenen Katastropheneinsätzen von Nutzen sein könnten. Während sie jedoch gleichzeitig, und vielleicht sogar am meisten, mit der Bürokratie zu kämpfen hätten. Denn ohne mehrfache Befähigungsnachweise und mindestens einem Gewerbeschein würde man in Österreich Superhelden wohl kaum ihren Supertätigkeiten nachgehen lassen.
Der vierte und letzte Teil der ersten Serie der Austrian Superheroes erscheint im Oktober. Weitere Infos gibt’s hier.