New Sales: Vinyl und Transparenz

Die Sofa Surfers haben sich unabhängig gemacht, teils aus Not, teils aus Überzeugung. Michael Holzgruber, Drummer und Chefkassier, hat uns Antworten gegeben was die neu gewonnene Unabhängigkeit an Vorteilen bietet und wie sich das Umfeld über die Jahre verändert hat.

Die Sofa Surfers waren schon vor den Soundtracks zu den Brenner-Filmen bekannt. Haben euch diese Arbeiten noch einmal andere Arbeitsfelder erschlossen?

Unsere Soundtracks haben sicher gezeigt, dass wir abseits von Songstrukturen Atmosphären schaffen können. Unsere ersten Erfahrungen haben wir aber schon in der Anfangszeit der Sofa Surfers gemacht, als wir den Soundtrack zum Kurzfilm "Wirehead" von Timo Novotny beigesteuert haben (seit dieser Zusammenarbeit ist Timo mit seinen Live-Visuals ein fixes Mitglied unserer Konzerte). Daraus haben sich dann diverse Kontakte zu Theaterregisseuren ergeben.

Vor allem der Wolfgang Schlögl hat in den letzten Jahren Musik zu vielen Theater-Produktionen beigesteuert. Im September 2011 konnte man in „Lumpazi Vagabundus“ im Theater in der Josefstadt unter Regisseur Georg Schmiedleitner erstmals die Sofa Surfers komplett auf einer Theaterbühne sehen. Die Produktion war ein großer Erfolg, letztendlich waren es ca. 50 Vorstellungen bis Juni 2012.

Zurzeit arbeiten wir wieder mit Georg Schmiedleitner an einem neuen Stück „Kleiner Mann, was nun?“, welches am 15. September 2013 im Volkstheater Premiere hat.

Du betreibst auch ein Grafikbüro. Wie häufig gibt es da wechselseitige Befruchtungen mit den Sofa Surfers?

Ich bin eigentlich gelernter Fotograf, das Visuelle hat immer schon eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Das Internet war und ist immer noch eine spannende Sache, deswegen begann ich Ende der 90er meine ersten Websites zu gestalten und auch zu programmieren. Wir haben dann im Jahr 2000 den Auftrag bekommen, den Soundtrack für „Komm, süßer Tod“ zu machen. Ich habe der Produktionsfirma zusätzlich meine Dienste als Webdesigner angeboten (was glücklicherweise angenommen wurde) und schließlich mein erster bezahlter Website-Auftrag war. Seitdem habe ich als Ein-Mann-Unternehmen (webthrone.com) viele Websites für die Film-Branche erstellt. Außerdem die Preorder-Miniwebsite zum neuen Album, diverse Arbeiten am Cover-Artwork, sowie alle Website-Versionen der Sofa Surfers in den letzten 15 Jahren.

Ihr wart mit eurer Mischung verschiedener Stile, zwischen Rock und Elektronik, mit ungewöhnlichem Live-Setup, mit starker visueller Komponente immer ein wenig zwischen den Stühlen. Wo hat sich das als hilfreich erwiesen, wo nicht?

Dazu kommt, dass sich jedes Album vom Vorgänger vielleicht mehr unterscheidet, als es bei anderen der Fall ist. Das macht es für die Konzert-Veranstalter, die uns buchen wollen, nicht leichter. Wir sind 6 Leute auf der Bühne mit recht viel Equipment, was eine zusätzliche Hürde darstellt. Genau aber das Nichtfestlegen auf einen Stil und die ständige Veränderung treibt uns voran, gibt uns die Motivation, ein weiteres Album zu machen. Ich denke, dass das viele Leute auch an uns schätzen, dass wir mit jedem Album was Neues ausprobieren, sich aber trotzdem ein roter Faden über all unsere Alben zieht. Wenn jemand unsere Musik beschreiben soll und er dabei zögern und überlegen muss, letztendlich „schwierig zu beschreiben, kann man nicht genau einordnen“ sagt, dann freue ich mich.

Es scheint als hätten einige Bands, die in der Zeit vor Social Media international bekannt geworden sind, diese neuen Plattformen nicht sonderlich ernst genommen. Wie wichtig ist euch der Kontakt mit euren Fans über Facebook, Twitter, usw.?

Facebook ist beinahe unverzichtbar geworden, einerseits zur Promotion und Ankündigung von Konzerten, andererseits der direkte Kontakt zu den „Fans“. Man darf jedoch nicht glauben, dass z.B. eine Verzehnfachung der Facebook-Likes in irgendeiner Weise eine Steigerung der Alben-Verkäufe mit sich bringt. Vor einiger Zeit hat es auf Facebook-Seiten noch geheißen „Ein Fan werden“, jetzt nur mehr „Gefällt mir“. Ich denke, dass das irgendwie sinngemäß ist. Leute, denen schnell mal eine Band „gefällt“, sind nicht unbedingt mit potenziellen Käufern gleichzusetzen. Viele hören sich dann die Songs auf Youtube oder einem der Streaming-Dienste wie Spotify an, viele geben sich auch mit einem Gratis-Download (wie wir es z.B. mit unserer Single „Word in a matchbox“ gemacht haben) zufrieden. Ein gutes Album wird aber immer seine Käufer finden.

Mit Facebook hat man als Band halt die Möglichkeit, immer wieder darauf hinzuweisen, wie gut man es findet 🙂 Deswegen ist so ein schneller „Like“ eines FB-Users doch recht wertvoll, weil wir ihn mit unseren Posts erreichen können.

Was bringen Preise wie die Amadeus Awards? Ist euch das wichtig genug, um eure Fans zum Mitabstimmen auf zu rufen?

Preise wie die Amadeus Awards bringen einen kurzen Moment der Aufmerksamkeit von Medien, die einen sonst ignorieren. Danach gibt es paar zusätzliche Konzertanfragen, viele verlaufen aber im Sand. Denoch haben wir die Fans zum Mitabstimmen aufgerufen, also ganz egal kann es uns dann doch nicht sein… hmm… Ich denke, man erhofft sich einfach, dass sich doch was daraus ergibt. Und die Tatsache, die meisten Stimmen in einer Kategorie bekommen zu haben, freut einen dann doch sehr! Zu cool, um einen Award (auch wenn er nichts bringt) anzunehmen, darf man nicht sein.

i>Departure get together "New Sales": Gute Ideen, bessere Produkte, neue Märkte

Montag 8.7., 18 Uhr, Sektor 5 – Coworking Spaces, Siebenbrunnengasse 44, 1050 Wien

Warum scheitern viele Kreative daran, gute Ideen und Produkte auch an die richtige Zielgruppe zu verkaufen? Wie vermeidet man leere Kilometer? Und warum gehören Vertrieb und Absatz von vornherein mitgedacht?

Martin Pichlmair (Broken Rules), Ali Mahlodji (Whatchado), Thomas Spitzer (Siluh Records) und Michael Holzgruber (Sofa Surfers) im Gespräch mit Martin Mühl (The Gap).

Der Eintritt ist frei.

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