Vampire Weekend fühlen sich pudelwohl in der Zitathölle Pop. Im Gespräch mit The Gap erteilt Ezra Koenig Retro eine klare Absage und erklärt, warum das neue Album in der Popvergangenheit schwelgt und trotzdem die Qualitätskontrolle besteht.
Eure Alben ergeben zusammen eine Trilogie. Waren sie von Anfang an als solche geplant?
Nicht von Anfang an. Wir hatten das vage Gefühl, dass unsere ersten drei Alben vielleicht eine Einheit bilden würden. Wir hatten an eine äußere Ähnlichkeit gedacht, so dass sie nebeneinander im Regal hübsch aussehen. Stärker nach einer Trilogie angefühlt hat es sich, als sie fertig war. Im Rückblick fielen mir Personen und Charaktere auf, die sich durchzogen. Es ist keine Rock-Oper, sondern es geht eher um die Art von Leuten, die wir kennen. Das sehe ich als Verbindung. Natürlich gibt es auch eine, was den Schauplatz betrifft. Mit jedem Album geht es zu einem anderen Ort, aber New York bleibt immer das Zentrum, besonders auf dem dritten Album. Es sind drei verschiedene Kapitel derselben Geschichte.
Wessen Idee war es, in die Vox Studios in L.A. zu gehen?
Ariel (Rechtshaid, Co-Produzent, Anm.) hat uns dieses Studio vorgeschlagen, er hatte bereits dort gearbeitet. Wir waren immer neugierig darauf, auf Tape aufzunehmen. Es stellte sich als wirklich wichtig für den Sound des Albums heraus. Wir hatten zuvor nur digital aufgenommen. In diesem alten Studio mit den alten Mikrophonen auf Tape aufzunehmen gab den Drums Wärme und eine Art Zischen. Später haben wir das Material in Pro Tools geladen und weiter am Sound herumgebastelt. Daraus ergab sich eine interessante Mischung aus alt und neu.
Im Info zum Album gibt es eine detaillierte Beschreibung zum Song „Step“, seine Hintergründe werden als eine Art „Record Collection Music“ beschrieben. Gibt es zu jedem Song so eine Geschichte von Referenzen?
Dieser Song ist besonders interessant, weil er auf einem Rap-Song von Souls Of Mischief beruht. Es war sehr interessant, zurückzugehen und sich alle Schritte anzusehen: die Samples in diesem HipHop-Track stammen wiederum aus einem Jazz-Cover von „Aubrey“, einem Song von Beard, die dieses mainstreamige, amerikanische, ruhige 70er-Folk-Ding machten. Es ist die Art Geschichte, die wir lieben: diese Verbindungen zwischen verschiedenen Arten von Musik, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen, aber wenn man sie genauer untersucht, sieht man allerhand Verknüpfungen. Wir alle sind riesige Musikliebhaber. Als ich aufwuchs, war ich besessen von Musik, die Samples verwendete. Ein sehr wichtiges Album war für mich immer das erste von DJ Shadow. Als Kind liebte ich es, die Originale der Samples zu finden und zu hören. Es war so cool, wie sich alles zusammenfügte. Für uns ist das so etwas wie die Blaupause davon, wie Musik gemacht wird. Manchmal benutzen wir tatsächlich ein Sample, manchmal geht es mehr um eine Idee. Bei "Step" gibt es Verweise auf andere Songs, ein anderes Mal vermischen wir Genres. Manches lassen wir klingen wie ein Sample, aber es ist keines. Deswegen haben wir die Drums auf diese Art aufgenommen. Sie klingen manchmal wie gesampelt, obwohl wir sie selbst eingespielt haben.