Die ehemalige k.u.k. Landwirtschaft Friedrichshof war rund 20 Jahre lang Schauplatz der Kommune um Otto Mühl. Im Schatten der Sozialutopie wurde auch eine Sammlung der „direkten Kunst“ zusammengetragen: Die jetzige Sammlung Friedrichshof.
Der Besuch der frisch eröffneten Ausstellungsräume führt in das Nordburgenland und an einen Ort, an dem ein zwiespältiges Kapitel österreichische Gegenwartskunst geschrieben wurde. Es begann damit, dass die Kommune um Otto Mühl 1972 von der Stadt aufs Land zog und im Friedrichshof ein passendes Areal für ihren Entwurf einer revolutionären Gesellschaftsordnung fand. Rein finanziell lief das Leben ohne Privateigentum nicht schlecht, doch menschlich fand das Experiment Anfang der 90er kein versöhnliches Ende – allem voran steht der Mißbrauch Unmündiger durch Otto Mühl. Mit diesem Ereignis verbindet die öffentliche Erinnerung den Friedrichshof und umgeht damit Fragen, wie jener nach dem Grund, warum sich ein Versuch einer offenen Gesellschaft zu einem autoritären System entwickeln konnte?
Die Sammlung Friedrichshof versucht neben der Kunstvermittlung auch den Entwicklungen, die parallel zum Kunstschaffen stattfanden, einen Raum zu geben. Vorerst existieren nun mit Oktober 2010 Ausstellungsräumlichkeiten, die Werke des Wiener Aktionismus präsentieren, die in der Blütezeit der Kommune zusammen getragen wurden. Auch mit Blick auf die Geschichte ist der Hinweis wichtig, dass die Schau kein „Mühleum“ ist; in gleichem Maße sind Hermann Nitsch, Günter Brus und Rudolf Schwarzkogler vertreten.
Die direkte Verbindung der Sammlung, zuvor als Eigentum der Allgemeinheit und jetzt als jenes der Friedrichshof Wohngenossenschaft, bedingt den speziellen Charakter der Bestände. Wie eine Art Archiv der Phasen des Wiener Aktionismus wirken die gezeigten Aktionsskizzen, die Dokumentation der Aktionen und die „abgeschlossenen“ Werke. Dieser Bogen in Kombination mit der Überschaubarkeit der Räumlichkeiten tut einer Kunstrichtung, die mit der Unzugänglichkeit spielt, gut.
Und Paul McCarthy fand auch mit einem Werk aus seiner kalifornischen Kunstproduktion Platz. Die Multiscreen-Videoprojektion eines „Happenings“ unter dem Titel „Caribbean Pirates(1, 2)“ ist die erste der zeitgenössischen Positionen, die zukünftig im Halbjahresrythmus neben den Werken des Wiener Aktionismus Platz finden sollen. Zu sehen sind auf den sich überlagernden dokumentarischen Bildern Paul McCarthys große Nasen, hollywoodeske Kostüme und viel Kunstblut; wobei sich die Wirkung dessen irgendwie nicht einstellte. Das Licht der Beamer erhellt nicht, lenkt aber auch nicht ab, weshalb man nochmals eine Runde durch die „ortsansässige“ Sammlung machen kann.
Sammlung Friedrichshof
Informationen zu Anreise und Besichtigung