"Once More ‚Round The Sun" erzählt von der Freude an der Wiederholung. Album Nummer Sechs macht wenig wirklich neu, kommt dafür aber mit einem fetten Grinser.
Schon klar, das ganze Leben ist ein Kreislauf, mit allen erdenklichen Höhen und Tiefen. Dagegen liest sich Mastodons Karriere, wie eine stete Aneinanderreihung neuer Höhepunkte. Spätestens mit "Blood Mountain" ging es Steil bergauf. Es folgte das Prog-Ungetüm "Crack The Skye" und schließlich die essentielle Verdichtung des Bandsounds auf "The Hunter". Im Angesicht nahender Perfektion, wohin kann es da noch gehen?
Zurück auf Start
Ende 2013 sprach Bassist Troy Sanders von einer wagen Vorstellung des kommenden Sounds, der das 2011er-Album "The Hunter" als Ausgangspunkt nehmen werde. Auch "Once More ‚Round The Sun" ist aggressiv und direkt geworden. Es steht durchaus in der Tradition von "The Hunter", mit einem bedeutenden Unterschied: Die langsamen und ruhigen Passagen, die den wilden Rhythmuswechseln auf "The Hunter" die Stirn boten, sind beinahe verschwunden.
Sommer, Sonne, Mastodon
Mastodon haben ein vor Kraft strotzendes Album produziert. Im Interview mit dem Magazin Spin ließ Schlagzeuger Brann Dailor bereits die Fahrtrichtung erkennen. "It’s gonna be a summer release, so I feel it needs to be amped." Elf von den damals 15 zur Auswahl stehenden Songs haben es auf das Album geschafft, die langsamen, doomigeren Stücke sucht man mit der Lupe. Die zweite, großartige Single "Asleep In The Deep" ist so eines, der Rest wird wohl später mit einer Art "Winter-EP" nachgereicht.
Auch sonst geht es alles andere als verkopft zu. Die musikalische Entwicklung der Band lässt sich auf "Once More ‚Round The Sun" gut ablesen. Der Gesang wird von Album zu Album wichtiger, die mathematische Komponente – der Prog – nimmt weiter ab. Auch der Songaufbau orientiert sich diesmal mehr am klassischen Schema von Strophe und Refrain.
Natürlich reden wir hier von Nuancen. Mastodon sind immer noch Mastodon. Insgesamt merkt man den Spaß, den die Band beim Entstehungsprozess hatte. Wie lässt sich sonst "Aunt Lisa" erklären, an dessen Ende ein derber "Hey! Ho! Let’s get up and rock and roll!"-Gangshout anschließt, der zum nicht ganz ernst gemeinten Headbangen befehlt?
Volle Kontrolle
Selbstverständlich ist "Once More ’Round The Sun" nicht frei von Kritik, und zeitweise ist es ein wenig zu vorsichtig geraten. Sorgen muss man sich trotzdem nicht. Mastodon sind in voller Kontrolle ihrer kreativen Fähigkeiten. Sie bringen zusammen, was sich sonst oft sträubt: Progressiver Metal, Rock, Sludge, Country, Pop. Immer wieder durchbrechen Sie den Kreislauf, erneuern sich in drei oder auch sieben Minuten. Die Trefferquote ist beängstigend. Wer bisher einen Bogen um die Band machte, "Once More ’Round The Sun" ist das Mastodon Album, das sich wie kein anderes in einem Guss hören lässt. Auch das ist ein Höhepunkt für sich.
Mastodons neues Album "Once More ‚Round The Sun" erscheint am 24. Juni 2014.