Das Wiener Trio Pauls Jets steckt mit seiner Kunst eigentlich noch in den metaphorischen Kinderschuhen – nun erscheint das Debütalbum »Alle Songs bisher«. Dessen Schuhgröße klingt allerdings schon ziemlich nach Bigfoot.
Das überzeugendste Argument für einen gerechtfertigten Hype könnte das Debütalbum von Pauls Jets sein, das in der zweiten Märzhälfte erscheint. »Alle Songs bisher«, so dessen Titel, verschreibt sich ganz der Understatement-Attitüde der Band. Denn auf der Platte sind natürlich nicht alle bisherigen Songs drauf, die jemals aus Pauls Feder und in seinen Computer geflossen sind. Die Auswahl all jener Songs bisher, die es aufs Album geschafft haben, klingt in den meisten Fällen vor allem eines: hitverdächtig. Die Vorabauskoppelungen »Üben üben üben«, »Diese Villa ist verlassen« und »22703« haben das schon im Laufe des vergangenen Jahres geleistet – jede dieser Nummern brilliert dank Ohrwurmqualitäten und griffiger Textzeilen. Und die meisten der restlichen zwölf Songs des Albums werden der hochliegenden Erwartungshaltung gerecht – das titelgebende »Alle Songs bisher«, »Ich will dich lieben, Baby« oder »Wo stehst du mit deiner Kunst, Baby?« zum Beispiel.
Thematisch gesehen geht es viel um die unschönen Dinge des Zusammenseins. Obwohl Paul Buschnegg des Öfteren vom Auseinandergehen, vom »Tschüss sagen und gehen« singt, hört sich das unter Einfluss des heiteren Pauls-Jets-Sounds eher nach neuem Fahrtwind als depressiver Kleinkrise an. Zwischendurch wird es dann auch weniger ernst. Mit »Du wirst schauen was noch alles Rap sein wird« driftet das Album in Cloud-Rap-Gefilde ab. Die Schlussnummer »Ich komme in den Park« ist sogar eine Hommage an Mbeezy aka Money Boy, den Paul als »eine der bemerkenswertesten Figuren im deutschsprachigen Raum der letzten zehn Jahre« bezeichnet.
Einsame Band sucht
In der Wiener Musikszene fühlt sich das Trio noch recht grünschnäbelig: »Wir kennen fast niemanden. Wir fühlen uns noch sehr jung und sind noch grün hinter den Ohren«, wie Paul erklärt. Auch wenn Pauls Jets durch Label und Management als Teil des Netzwerks rund um Stefan Redelsteiner und Fuzzman, Wanda und Voodoo Jürgens gesehen werden könnten, sind sie in diesem Kontext eher unübliche Beteiligte. Musikalisch doch woanders, deutlich jünger und auch progressiver. Damit Pauls Jets aber nicht ganz so alleine ihr Dasein in den hiesigen Musikgewässern fristen müssen, würden sie sich über gleichgesinnte Bands freuen. Ja, das klingt ein bisschen nach Kontaktanzeige – Vernetzungsinteressierte können sich deshalb gerne unter dem Kennwort »Einsame Band sucht« bei The Gap melden, sämtliche Einsendungen werden zuverlässig an Pauls Jets weitergeleitet.
Pauls Jets’ Debüt »Alle Songs bisher« erscheint am 22. März 2019 bei Lotterlabel, am 23. Mai gibt es dann eine verspätete Album-Release-Show im Wuk in Wien.