Freitag goes Vienna

Am 1. April 2011 eröffnet in der Neubaugasse der erste Freitag Flagship Store Österreichs. Wien besitzt damit den sechsten Flagship Store weltweit, in dem ausschließlich die beliebten Freitag Messenger Bags und Freitag-Accessoires präsentiert werden. Wir haben in einem persönlichen Interview mit Daniel Freitag mehr über das Schweizer Unternehmen erfahren.

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Nach Stores in Davos, Zürich, Hamburg, Berlin und Köln haben sich Daniel und Markus Freitag nun auch für den Standort Wien entschieden. Im neuen Shop in der Neubaugasse 26 haben die Freitag-Fans die Möglichkeit aus rund 1600 Unikaten, die vor Ort in einem eigens dafür entwickelten Regalsystem präsentiert werden, ihren Lieblingsbag zu wählen. Neben der Fundamental Line steht seit September 2010 nun auch die klassisch schlichte Reference Line in den Regalen, deren Design sich an den Taschen der berittenen Militär- und Zivilboten des 19. Jahrhunderts orientiert. Neues Element hierbei- neben der gewohnten Verwendung von LKW-Planen als Material- sind die metallenen Schnallen und ein Innenfutter aus Baumwolle. Obwohl die Taschen der neuesten Kollektion durchwegs unifarben sind, ist jede Tasche nach wie vor ein Unikat und weist einen von den anderen Stücken abweichenden Farbton sowie individuelle Gebrauchsspuren auf.

Eng verknüpft mit dem Produkt ist die Geschichte der Gebrüder Freitag. 1993 entwickelten sie aus einem persönlichen Bedürfnis heraus die Idee zu den Taschen. Sie wollten einfach nur ihre Sachen mit dem Fahrrad trocken von A nach B bringen. Diese Idee, die Fahrradkuriertasche aus New York und London nach Zürich zu bringen, bildete den Grundstein für das Züricher Unternehmen. Die beiden Brüder Markus und Daniel Freitag entscheiden seit 18 Jahren, welche Designs zu ihnen passen. Immer mit dem Hintergedanken, was einem selbst gefällt, wird auch andere Anhänger finden Im Freitag Lab wird nach wie vor alles selbst und per Hand gemacht; einzig der Arbeitsschritt des Taschennähens wird außer Haus gegeben.

Wichtig ist Freitag in ihrer Firmenphilosophie der Aspekt der Nachhaltigkeit, dies zeigt sich bei der Entwicklung der Produkte, wo man eben auf die Weiterverwertung ausrangierter Materialen setzt und auch bei dem geplanten Neubau des Freitag-Labs in Oerlikon. Ideen wie die „Grüne Wäscherei“ sollen in Zukunft dafür sorgen, dass hier ökonomisches Kalkül mit umweltschonenden Produktionsmethoden Hand in Hand geht.

Daniel Freitag, eine Hälfte der Freitag-Brüder, beantwortete in einem persönlichen Interview unsere Fragen rund um die Marke und das Unternehmen Freitag. Dabei lieferte er uns einen Streifzug durch 18 Jahre Freitag Taschen und Einblicke in die Firmenphilosophie des Schweizer Unternehmens.

Ihr seid ja nun in der Branche längst keine Anfänger mehr. Zählt ihr euch inzwischen auch selbst zu den etablierten Marken?

Daniel Freitag: Die Einen überschätzen uns, die Anderen unterschätzen uns. Ich denke, es ist ganz gut, wenn man nicht so genau weiß, wie groß oder klein man nun eigentlich ist. Unsere Idee hat sich mittlerweile bewährt und ich habe nicht das Gefühl, dass wir stehen bleiben, nur weil wir uns treu geblieben sind. Das ist dann, denke ich, auch die richtige Mischung.

Das mit der Doppelspitze scheint gut zu funktionieren. Ist es trotzdem manchmal schwierig mit dem eigenen Bruder zusammen zu arbeiten? Ich könnte mir vorstellen, dass da das Konfliktpotential durchaus größer ist.

Daniel Freitag: Ich sage immer, gestritten haben wir bereits genug in unserer Kindheit und deshalb brauchen wir das jetzt nicht mehr zu tun. (lacht) Ich habe es immer als Vorteil empfunden. Wenn man gerade selber denkt: „Mein Gott, ich hab die Schnauze voll“, dann steuert der andere einen Motivationsschub bei und es geht wieder einen Schritt weiter. Hinzu kommt noch der innerfamiläre Slang: Man sagt nur drei Stichworte und damit drückt man bereits eine ganze Geschichte aus.

Wie schaut die Arbeitsaufteilung bei euch aus? Macht jeder alles oder ist einer für einen bestimmten Bereich zuständig?

Daniel Freitag: Trotz unserer äußerlichen Gemeinsamkeiten sind wir doch sehr unterschiedlich in der Art und Weise, wie wir denken und was unsere Fähigkeiten betrifft. Insofern gab es im brüderlichen Team schon immer eine offensichtliche Arbeitsaufteilung, obwohl wir lange Jahre nach außen mit ein und derselben Job Description funktioniert haben. Mittlerweile haben wir jedoch gemerkt, dass es hilfreich ist, wenn wir uns klarer positionieren. Das Team ist jetzt größer, da ist es dann auch wichtig zu wissen, welchen Bruder kontaktiere ich für meine Anfrage als erstes. Markus ist somit mit den Spezialprojekten betraut wie z.B. dem Neubau in Oerlikon, wo wir unser gesamtes Firmengebäude quasi neu erfinden. Bei mir sind es eher die wiederkehrenden Gestaltungsaufgaben, für die ich dann der Ansprechpartner bin.

Eure Taschen sind Recycling-Produkte. Wie definiert ihr für euch den Zusammenhang oder Widerspruch zwischen Nachhaltigkeit und finanziell erfolgreichem Business?

Daniel Freitag: Ich würde sagen, das geht nebeneinander her. Nachhaltigkeit ist dann gegeben, wenn das Dreieck der ökonomischen, sozialen und ökologischen Argumente bedient wird. Wenn man das Ökonomische außer Acht lässt, dann stirbt man als Idealist. Aber man braucht auch den Mut, Investitionen zu tätigen, die nachhaltig sind. Das Gute ist, wir sind von keinen Funktionären abhängig, sondern verfolgen unsere eigene Agenda. Da können wir sagen, was für uns Priorität hat und das ist eben genau die Chance, um diesen drei Säulen Rechnung zu tragen.

Versucht ihr euch an Moden innerhalb des Taschenmarktes zu orientieren?

Daniel Freitag: 1993 war noch das Rucksack-Zeitalter und nur in London und New York gab es diese Messenger Bags. In der Schweiz gehörten wir mit unseren Produkten zu den Pionieren, die den Sidebag wieder salonfähig gemacht haben. Wir haben uns immer auf unseren Geschmack verlassen und das gemacht, was uns gefällt und uns selbst überzeugt. Das ist auch nach wie vor der Weg, wie wir an die Aufgabenstellung herangehen: Wir suchen Lösungen für urbane Lebenssituationen. Das ist letztendlich das, was uns antreibt und nicht unbedingt die Moden in der Branche.

Was macht euch so erfolgreich?

Daniel Freitag: Letztendlich ist es schon die Lust, sich weiterzuentwickeln, die da entscheidend ist. Die Gefahr, sozusagen die Erfolgsfessel, besteht darin, dass man sich auf dem ausruht, was man bereits geschaffen hat. Ich glaube, dass man sich überlegen muss, an welchen Stellen der Wandel und die Veränderung gefragt ist und wo man eine Konstante fahren kann, damit man auch die Wiedererkennung und den Erfolg sichtbar machen kann.

Eure Taschen transportieren ein bestimmtes Image, das – nicht ganz zu Unrecht – mit den gern zitierten Bobos in Verbindung gebracht werden kann. Wie transportiert ihr euer Image?

Daniel Freitag: Interessanterweise haben wir keine branchenübliche Marketingkommunikation. Wir schalten keine Inserate, hängen keine Plakate auf sondern wir erzählen lieber die Geschichte der Herstellung. Wir zeigen wie wir es tun, anstatt dass wir eine Geschichte erfinden Das ist auch das, was als authentisch, als ehrlich wahrgenommen wird und auf lange Sicht auch die bessere Strategie ist, als zu versuchen, ein bestimmtes Image zu erzeugen, das einem selber gar nicht entspricht.

Wie schaut es mit dem Absatz eurer Taschen nach solch einer langen Unternehmensgeschichte heute aus? Kommen sie noch immer gleich gut an bzw. gibt es nach wie vor eine jährliche Absatzsteigerung zu verzeichnen?

Daniel Freitag: Ich glaube diese berühmte marktwirtschaftliche Kurve, die langsam ansteigt, irgendwann steiler wird und dann wieder flacher wird, die ist durchaus wahr. Die ist auch bei Freitag wahr. Es ist dann aber die Kunst zu überlegen, was schicke ich erneut auf diesen Weg. Ist es eine neue Tasche, eine ganze Taschenkollektion oder eben ein Shop, der die Marke transportiert. Es gibt aber keinen Markt auf der Welt, an dem wir heute weniger Taschen verkaufen als vor 18 Jahren. Es ist also mehr eine kontinuierliche Erfolgsgeschichte. Was aber schon heißt, dass es unterschiedliche Entwicklungen und Dynamiken in den einzelnen Märkten gibt: In Korea werden wir ganz anders wahrgenommen als in Wien oder in Zürich.

Kooperiert ihr auch mit anderen Marken?

Daniel Freitag: Ab und an. In der Regel ist es so, dass wir viele Anfragen erhalten, aber wenn wir Partnerschaften eingehen, ist das immer auf Augenhöhe. Das heißt, wir sind interessiert am Partner und der Partner ist interessiert an uns. Wir hatten mal diese Museums Bags, wo wir mit dem Museum of Modern Art und dem Tate Modern eine Spezial Taschen Edition gemacht haben.

Ihr habt bereits in einigen Städten wie Berlin oder Zürich euren eigenen Flagship Store. Warum habt ihr euch nun für Wien als Standort eines solchen entschieden?

Daniel Freitag: Einerseits gibt es schon die betriebswirtschaftliche Betrachtung, dass der Shop, der Markt und die Marke zusammen passen und dass der Zeitpunkt richtig ist. Österreich als Gesamtmarkt ist zwar nicht unbedingt der wichtigste Markt für uns, aber wir haben das Gefühl, dass unsere Geschichte hier von Beginn an sehr gut aufgenommen wurde. Darauf haben wir immer sehr geachtet, in Städte zu gehen, wo man positiv auf uns reagiert. Das gibt uns auch das Gefühl, dass es für uns dort funktionieren könnte.

Habt ihr euch bewusst für die Adresse „Neubaugasse“ entschieden? Bzw. wer entscheidet, in welcher Straße der Shop am Besten reinpasst?

Daniel Freitag: In der Regel funktioniert es immer gleich, wir arbeiten mit einem Team zusammen, aber wir schauen uns auch selber um. In dem Fall war es so, dass Markus und Nino mit dem Fahrrad durch Wien fuhren. Das war dann der urbane Scan sozusagen, wo man tagelang mit dem Rad die Stadt erkundet und dann eben auch merkt, wo man hin passt. (lacht)

Gibt es eine Vision für die Zukunft, die ihr noch unbedingt verwirklichen wollt?

Daniel Freitag: Es wäre falsch da explizit ein Projekt oder ein Produkt zu nennen, aber die Weiterführung unserer Geschichte und die Öffnung neuer Kapitel, der Wunsch nach einer Weiterentwicklung ist auf alle Fälle da. Auch die Frage, ob sich unsere Geschichte auch in ein weiteres Segment transportieren lässt.

Markus Freitag: Die Erschließung neuer geographischer Regionen wie z.B. der USA, wo wir noch nicht annähernd so etabliert sind wie z.B. in Japan.

Freitag Flagship Store Wien

Eröffnung: 1. April 2011

Neubaugasse 26

1070 Wien

www.freitag.ch

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