„Schnitzelbeat“ ist zurück. Und im Gepäck sind wieder zahlreiche musikalische Raritäten aus dem österreichischen Underground der 1960er.
Zu ihrer Zeit waren sie so gut wie unbekannt, er haucht ihnen neues Leben ein. Die Rede ist von österreichischen Surf-, Rock- und Beat-Bands, die während der 1960er größtenteils in irgendwelchen Barkellern ihr Unwesen trieben, also ganz klassisch Subkultur waren. Vom österreichischen Mainstream wurden sie so gut wie nie beachtet. Al Bird Sputnik aka Al Bird Gore und seine Initiative Trash Rock Archives haben es sich zur Aufgabe gemacht, die alten Perlen der Vergangenheit wieder auszugraben und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und siehe da, es funktioniert.
Bereits 2013 kam die erste Compilation der Reihe „Schnitzelbeat“ raus und war Rock ’n’Roll-Bands aus den Jahren 1957 bis 1966 gewidmet. Die Resonanz in Öffentlichkeit und Medien war groß. Nun kommt mit „Schnitzelbeat #2 – You Are The Only One (Raw Teenage Beat And Garage Rock Anthems From Austria 1964-1970)“ am 18. September endlich der Nachfolger raus.
Wir haben Al Bird Sputnik (oder Al Bird Gore) ein paar Fragen gestellt zu Schnitzelbeat, Plattensammeln und warum man mindestens ein Mal im Monat ins Rhiz gehen sollte.
Einstiegsfrage, was ist dir lieber Al Bird Sputnik oder Al Bird Gore?
Als Publizist und Trash-Rock-Archives-Obmann trete ich als Al Bird Sputnik in Erscheinung. Al Bird Gore heiße ich nur dann, wenn ich mit visuellen Medien arbeite.
„Schnitzelbeat Volume 1 – I Love You, Baby“ brachte uns den österreichischen Rock ’n’ Roll der 1950er und 1960er nahe. Was erwartet uns jetzt?
Schnitzelbeat Volume 1 hat die Geschichte des Rock’n’Roll in Österreich und artverwandten Genres und Beat-Vorläufern erzählt. Volume 2 geht den chronologischen Schritt in die Mid-Sixties und befasst sich thematisch mit der ersten Hochphase österreichischer Beatmusik. In den frühen 1960ern, spätestens ab 1965/66 gab es in allen 9 Bundesländern einen bemerkenswerten, flächendeckenden Amateurband-Boom, der auch etliche regionale Bandwettbewerbe losgetreten hat. Die Erstplatzierten konnten in einigen Fällen die Produktion einer eigenen 7-Inch-Single gewinnen. Es sind etliche kleine Szenen entstanden, die untereinander zwar schlecht vernetzt waren und medial kaum wahrgenommen wurden, aber trotzdem war das ein ganz brauchbarer Anfang. Gewissermaßen kann man „Schnitzelbeat Vol. 2“ auch als Hommage an diese ersten, unabhängigen DIY-Movements österreichischer Teenager sehen.
Wie zufrieden warst du mit der Reaktion auf den ersten Teil?
Ich war überrascht, wie viele Menschen wir mit dem ersten Volume erreicht haben. Neben der klassischen Zielgruppe, die schon vertraut war mit Rare Tunes-DJ-Kultur, Record Digging bzw. den betreffenden Genres – 50s Rockabilly, Exotica, 60s Mod und Beat, Garage Punk, etc. –, haben wir auch sehr viel Rückmeldung von einer Zielgruppe bekommen, die vor Schnitzelbeat wohl nur mit einem „klassischen“ Radio Wien-geprägten “Austropop”-Diskurs sozialisiert war.
Aber auch die mediale Resonanz war sehr gut. Tageszeitungen hatten ganzseitige Stories über den „Blue Jean Jack aus Meidling“, es gab „Schnitzelbeat“-Spezialsendungen im ORF-Radio und auch in englischen, amerikanischen, ja sogar japanischen Fachpublikationen wurde die LP/CD sehr wohlwollend rezensiert.