Der neue Service Phono.Space schneidet Platten in Einzelauflagen und bestechender Qualität.
Die Klimakrise und ihre Auswirkungen sind genauso real wie ein Plattenmarkt, der aus vielerlei Gründen aus den Fugen geraten ist. Für viele Independent-Artists war es nach dem Vinylboom des vergangenen Jahrzehnts zuletzt kaum mehr möglich, Musik auf Platten rauszubringen, weil sie zu teuer wurden, die Herstellung bis zu einem Jahr in Anspruch nahm – je nachdem, welche Superstars gerade die globalen Kapazitäten blockierten – beziehungsweise Mindestauflagen von um die 300 Stück mit kleiner, lokaler Fanbase schwierig loszuwerden waren.
Damit soll nun Schluss sein, zumindest wenn es nach Philipp Fasching geht, der ganz in Tradition eines Bedroom-Producers in einem Zimmer seiner Wohnung eine unscheinbare, aber wirksame Möglichkeit für den Plattenschnitt ab Stückzahl eins eingerichtet hat: »Ziel des Projektes ist, Künstler*innen und Labels von den Kosten und Risiken einer Schallplattenproduktion zu befreien und eine Plattform zu schaffen, die es für alle möglich macht, ihre Musik auf Schallplatte anbieten zu können.« Die Idee kam dem Absolventen der Musikwissenschaft, als er Angebote zu On-Demand-Shirt-Printing-Services entdeckte.
Ausgeklügeltes Set-up
Das Konzept funktioniert übers Internet, ohne Bindung an ein Ladenlokal. Die Plattenrohlinge mit wertigen 180 Gramm werden auf einem umgebauten Plattenspieler erwärmt und bekommen dann die Tracks von einem Diamantschneidekopf eingeritzt. Artists stellen dafür lediglich die Masterdateien zur Verfügung. Fasching lässt diese noch durch ein ausgeklügeltes Set-up an Plug-ins laufen und nach einmaliger Spieldauer ist eine Platte in einer Qualität fertig, die laut Herstellerangaben bis zu 10.000 Mal ohne hörbare Einbußen abspielbar sein soll.
Zum Start des Services installierte Fasching eine Fundraising-Kampagne, mit der er in Kooperation mit lokalen Künstler*innen das Projekt Lifeline Ukraine, also Veteran*innen-Suizidprävention, unterstützte. Mit Normalbetrieb sollen die Musiker*innen etwa 20 Prozent des Erlöses überwiesen bekommen, sobald fünf Platten über den Teller gegangen sind. Vorerst finden sich auf der Website Namen wie Xing, Sakura, Farr, Annika Stein oder Kaltenkirchen, der Gründer hat allerdings Größeres vor: »Phono.Space soll sich zu einer eigenständigen Plattform entwickeln, die sich als der Schallplatten-Hub für Musik von Independent-Artists und Subculture-Labels versteht, wo man genreübergreifend neue Künstler*innen entdecken kann. Dieser Raum sollte sich aber keinesfalls auf irgendwelche Grenzen beschränken, sondern gerne den Horizont über die eigene Musikbubble hinaus erweitern.« Eine Grenze könnte allerdings trotzdem bald bestehen: Fasching wandert nach Großbritannien aus und will von dort operieren. Inwiefern sich das Service mit höheren Versand- und Zollkosten für österreichische Artists dann noch rechnet, wird sich zeigen.
Mehr Infos zu potenziellen eigenen Releases und alle bisher verfügbaren Platten finden sich unter www.phono.space.