Pole-Dance vs. Japan-Bondage

Erotische Bewegungen, knappe Outfits, Seile und eine Stange. Beim diesjährigen Impulstanz verschwimmen die Grenzen zwischen den darstellenden Künsten und dem da zwischen den Beinen. Vor allem in den Workshops. Mehr dazu gibt es im Interview mit dem künstlerischen Leiter Rio Rutzinger.

Der Leitspruch »There is only the trying. The rest is not our business« für die Anfänger-Workshops stammt von T.S. Eliot – bedeutender Vertreter literarischer Moderne und Literaturnobelpreisträger. Was haben Literatur und Tanz gemeinsam?

Wenn du mich fragst, quasi nichts. Schreiben ist wie Bildende Kunst zumeist etwas sehr Einsames, Choreografie dagegen fast immer was Gemeinsames. Außer bei Lesungen oder Vernissagen haben die schreibenden bzw. bildenden Künstler und Künstlerinnen wenig Möglichkeit, ihr Publikum kennenzulernen, sich mit ihrem Publikum zu konfrontieren. Der Tanz dagegen kann gar nicht anders – jede Präsentation ist immer auch ein Austausch. Das ist jetzt überhaupt nicht wertend gemeint – ich persönlich lese leidenschaftlich gern und liebe die pointierten Sager von Literaten und Literatinnen und ich genieße es, im Museum oder in der Galerie Kunst in meinem eigenen Timing ansehen zu können! Aber wie gesagt: Gemeinsamkeiten sehe ich da keine. Und find das super.

Zwei ungewöhnliche Workshops werden dieses Jahr bei euch angeboten: ein Pole-Dance-Workshop und eine Mischung aus Yoga und »Shibari« – einer japanischen Fesselkunst. Pole-Dancing ist eh Performancekunst, oder?

Pole Dancing ist zuallererst mal höllisch anstrengend! Meine langjährige Mitbewohnerin, die Yoga-Koryphäe Sri Louise, brachte einen Pole in unsere Wohnung. Selbst die einfachsten Moves erfordern ein mords Zusammenspiel von Muskeln und Technik! Aber wenn mal was flutscht, ist das dann schon prickelnd. Und natürlich sind Poletänzer und Poletänzerinnen top Performer! Ich freu mich schon sehr auf die Begegnung der Pole- und der Contemporary-Welt diesen Sommer! Eine zeitgenössische Tänzerin aus Neuseeland, Sue Bentley, ist ja voll reingekippt auf Pole Dance und bietet jetzt einen Workshop namens »Pole Show Girl« an. Unser erster Heels-Kurs! Bei »Shibari Yoga« geht es eher ums vollendete Loslassen, ums – genüsslich! – in den Seilen hängen. Auf der Website unserer Shibari-Yoga-Dozentin, Dasniya Sommer sind ein paar sehr schöne Fotos dazu.

Der österreichische Choreograph Chris Haring wagt mit »Deep Dish« eine Produktion, die zwischen Live-Choreographie und Film intermedial vermitteln wird. Was erwartet den Besucher bei dieser Performance?

»Deep Dish« war für mich wie Kino, das live vor meinen Augen entsteht. Die kongeniale Zusammenarbeit von Soundzauberer Andi Berger mit dem ebenso gut eingespielten wie versierten Bühnen-Team rund um Chris Haring hat mich echt eine gute Stunde vergessen lassen, dass ich in einem Theater sitz. Und obwohl die sich im Wasser drehenden Brokkoli und die dahinter aufgehende Orange nebst spooky Salatdetails und wuselndem Kleinstgetier samt genialem Sound eine bereits immens dichte Atmosphäre bauen, bleibt der Live-Aspekt immer präsent – all die genialen Bilder werden ja von den Performer und Performerinnen erschaffen. Schon sehr cool!

Welche Künstler hättest du gerne beim Impulstanz im nächsten Jahr?

Ich? Pina Bausch hätt ich gut gefunden – ich glaub, ihr hätts gut gefallen bei Impulstanz (»noch ein Glas Wein, eine Zigarette«). Mette Ingvartsen ist nicht genug präsent in Wien, find ich. Workshopmäßig bezirz ich schon seit Jahren Kelly und Pavol vom Nature Theatre of Oklahoma (das sind die mit »Life & Times« – diese vertanzte Normcore-Lebensgeschichte im Kasino am Schwarzenbergplatz). Wolfi Schlögl von den Sofa Surfers hat mir unlängst erzählt, dass ihr nächstes Projekt wahrscheinlich kein Album sondern vielleicht eine Performance werden wird – das interessiert mich. Hoffentlich schaffen wir es 2015, gemeinsam mit Sound:frame was zu basteln – die Verbindung von Tanz/Performance mit Audiovisueller Kunst könnt einiges hergeben. Aber ich persönlich hätt auch nix gegen Auftritte von Amanda Palmer. Oder Bulbul. Die sind auch gnadenlos gute Performer!

ImPulsTanz findet von 17. Juli bis 17. August statt. Infos und Previews zu den Workshops & Aufführungen gibt es hier. Das vollständige Programm gibt es ab Juni.

Tanzwütige, die am liebsten ihren Körper bewegen, wie sie wollen können sich natürlich auch bei den anstehenden Partys austoben, wie am Freitag 25. Juli 2014 (in Kooperation mit dem Popfest Wien).

Bild(er) © Ines Gerber Andreas Waldschütz Patrick Siboni Maxyme G. Delisle Andreas Waldschütz Karolina Miernik John Hogg Urmeneta Ottiker
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