Das Popfest bekommt in seiner neunten Ausgabe wieder ein neues, aber kein unbekanntes KuratorInnenduo: Musikjournalistin Katharina Seidler und Musiker Nino Mandl (Der Nino aus Wien) feilen am neuen Programm. Wir durften ihnen einige Fragen stellen.
Während Wien langsam vom Winter eingeholt wird, ist das Popfest, das fast sinnbildlich für Sommer am Karlsplatz steht, schon wieder in Planung. Seit vorgestern steht fest, wer sich über das Programm Gedanken machen darf, und die Auswahl überrascht dabei weniger, als sie überzeugt: Nino Mandl ist, gemessen an den Auftritten, wohl der König des Popfests – kein anderer Act hat die Bühne am Karlsplatz öfter bespielt. Dass er in diesem Jahr selbst mitbestimmen darf, wer dort auftritt, passt. Selbiges gilt für seine Neo-Kollegin Katharina Seidler, die sich seit Jahren mit elektronischer Musik beschäftigt, darüber in gefühlt allen relevanten österreichischen Medien schreibt und schon vor zwei Jahren beim Electric Spring Kuratorinnengeschick bewies.
Im Interview verraten die beiden, welche Beziehung sie zum Popfest haben, wie sie zur Kritik an Gratisfestivals stehen, wo sie sich in ihrer KuratorInnenrolle ergänzen und was man sich vom diesjährigen Line-up erwarten darf.
Nino, du bist – was die Anzahl der Auftritte betrifft – Spitzenreiter unter den KünstlerInnen, die am Popfest gespielt haben. Als wir dich im Sommer dazu befragt haben, meintest du »Wenn mich das Popfest nie mehr fragen würde aufzutreten, würd’s mir glaub ich gar nicht wirklich auffallen. Ich bin absolut für das Popfest, aber ich glaub nicht, dass ich irgendwas mit dem Popfest zu tun habe, außer, dass ich dort ein Konzert spiele.« Wie kam es letztendlich zur Kuratorenrolle?
Nino: Ich wurde eben dieses Mal nicht gefragt, am Popfest zu spielen, sondern ob ich Interesse hätte, es mitzukuratieren. Da ich noch nie etwas Derartiges gemacht habe, war es für mich sofort reizvoll. Bestimmt werde ich dabei Sachen lernen und mitnehmen und es fühlt sich auch nach einem guten Zeitpunkt an.
Katharina, nach dem Electric Spring kuratierst du nun mit dem Popfest ein weiteres Wiener Stadtfestival, das gewissermaßen die Massen ansprechen soll. Was nimmst du vom Electric Spring als Fazit mit? Was davon fließt jetzt vielleicht ins Popfest mit ein?
Katharina: Dass es sich auszahlt, mutig zu sein. Dass man mit einem tollen Team auch aufwändige Projekte umsetzen kann. Dass man Ideen auch gehen lassen muss, wenn etwas einfach nicht passt oder sie produktionstechnisch nicht zu machen sind. Ich habe es geliebt, das Electric Spring zu kuratieren, und ich freu mich sehr über die neue Aufgabe beim Popfest mit Nino.
Habt ihr beide euch schon vor der Zusammenarbeit fürs Popfest persönlich gekannt? Was verbindet und was unterscheidet euch am meisten?
Nino: Wir kannten uns noch nicht wirklich. Katharina hat mich einmal für den ORF interviewt, vor genau einem Jahr. Wir haben einander erst in den letzten paar Wochen kennengelernt und verstehen uns blendend.
Katharina: Interviewt hab ich Nino nur einmal kurz, für eine ZIB, da ging es um Weihnachten und Falco. Ansonsten ist alles neu. Wir schreiben stundenlang hin und her, reden über Musik und wissen meist sofort, was der andere meint. Was uns unterscheidet? Wir haben einen ziemlich konträren Essensgeschmack. Und: Ich rauche nicht mehr, Nino schon.
Was macht das Popfest eurer Meinung nach aus?
Nino: Wien ist eine tolle Stadt. Das Popfest gehört zu dieser Stadt. Ein Sommernachtstraum mitten in Wien, mit Musik abseits der Langweiligkeit. In anderen Städten, in denen ich war, lässt man im Sommer im Stadtzentrum irgendwelche Coverbands spielen. Das Popfest gibt einen guten Einblick. Es schauen auch Leute vorbei, die sich sonst vielleicht nicht so in der »Szene« herumtreiben – das merk ich daran, dass ich manchmal alte Freunde zufällig am Popfest treffe. Und nicht selten verlieben sich Menschen zufällig am Popfest in eine Band, die sie noch nicht kannten – und besuchen dann womöglich noch mehr Konzerte dieser Band.
Katharina: Es ist ein großes Fest an den heißesten Tagen des Sommers, es ist auch mehr als das. Ein Jahr für Jahr sorgsam geplantes Musikfestival, ein Sprungbrett für Bands, eine ausgestreckte Hand an ein interessiertes Publikum. Ich habe bisher keine Popfest-Ausgabe verpasst. Letztes Mal bin ich sogar mit frisch gebrochenem Fuß zum Karlsplatz gehopst, meine Mama hat mich nach zwei Stunden dann wieder abgeholt, wie früher …
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