Mount Kimbie im Interview zum neuen Album, über die Zusammenarbeit mit sich selbst, mit James Blake, mit King Krule und negative Kritik, die nur dann wehtut, wenn man selbst nicht zufrieden ist.
Mount Kimbie sehen sich nicht als Superstars, sondern einfach nur experimentelle Musiker, die, als sie klein waren, ein paar Gitarrenstunden genommen haben und dann durch das viele Musikhören -und machen schließlich immer mehr gelernt haben. Ihre zweite LP "Cold Spring Fault Less Youth" ist soeben auf Warp Records erschienen. Gerade touren sie als Band mit Drummer durch Europa und die USA, "damit sie sich musikalisch mehr austoben können". Etwas müde vom vielen Reisen und auf britisch-zurückhaltende Art, sprechen Dominic Maker und Kai Campos im Innenhof eines hippen Hotels in Berlin, Friedrichshain über ihr neues Album, ihre musikalische Entwicklung und den jungen Sänger King Krule. Und darüber, wie blöd die Bezeichnung Post-Dubstep doch sei…
Ihr habt euch an der Universität in Südlondon getroffen. Was habt ihr studiert?
Dom: Ich "Digital Film & Video" und Kai Kunstmanagement. Wir haben im gleichen Block des Studentenwohnheimes gelebt. Doms Flatmate war in meiner Klasse. Wir haben uns also über einen Freund kennengelernt.
Und dann einfach beschlossen gemeinsam Musik zu machen?
Dom: Ich habe auf dem College in Kais Zimmer Musik produziert. Dann haben wir uns mal getroffen, er hat mir Sachen gezeigt, die er macht. Meine eigentliche Absicht war es anfangs, auf einem Track zu singen, den wir gemeinsam gemacht haben. Er wurde aber nie realisiert. Ich habe mir dann mein eigenes Equipment zugelegt und dann haben wir richtig begonnen, gemeinsam zu musizieren.
Das war alles noch vor dem Release eurer ersten EP „Maybes“ 2009?
Kai: Ja. Wir haben eine riesige Sammlung an schlechter Musik, die wir produziert haben, aber nie veröffentlichten. Es sind sicher ein paar CDs.
Und nun "Cold Spring Fault Less Youth". Wolltet ihr zu euch finden oder wieso habt ihr so viel Zeit gebraucht, ein neues Album zu veröffentlichen?
Dom: Wir hatten wenig Zeit für das Produzieren, weil wir viel live gespielt haben und immer unterwegs waren. Dafür haben wir eine darüber Menge gelernt, wie es ist eine Band zu sein. Erst waren wir Schlafzimmerproduzenten, spielten DJ-Sets. Jetzt touren wir in der Welt umher und spielen Konzerte. Das ist großartig.
Im Vorfeld gab es wenig Hype um das neue Album. Die Platte wurde einfach angekündigt. Gerade nach dem Erfolg von "Crooks & Lovers" dachte ich, die Leute würden durchdrehen. Seid ihr schon so weit?
Kai: Es ist schön, sich damit so lange Zeit zu lassen. Die Alben werden dann einfach solider. Erst ein Album zu releasen, dann eine EP ein paar Monate danach und dann wieder eine EP ein paar Monate danach, gefiel uns nicht. Ich glaube, es wäre nicht gut gewesen, wenn wir nur darauf beharrt hätten, unsere Musik zu veröffentlichen. Alles was wir sagen wollten, ist nun auf der Platte. Das war gut für uns. Wir hatten nichts zu promoten, daher keine Promo.
Vor ein paar Wochen habt ihr „Made To Stray“ released und es zum freien Download angeboten, was wohl alle sehr schätzten. Er ist sehr dancig. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen mehr dieser Songs auf eurem Album erwarteten. Es ist aber der einzige, der in diese Richtung geht. Wie passt das?
Kai: Wir haben nicht wirklich überlegt, ob er gut zu den anderen Songs passen könnte, oder nicht. Vielleicht war es eine komische Entscheidung, ihn als Ersten zu veröffentlichen. Als wir ihn gemacht haben, war er für uns wie jeder andere Song auf dem Album auch. Wir haben ihn schon sehr früh live gespielt. Bevor er veröffentlicht wurde, haben wir uns nicht sonderlich Gedanken darüber gemacht, dass der Song als Repräsentant für den Sound des neuen Albums gesehen werden könnte. Es ist ein sehr fragmentiertes Album, mit unterschiedlichen Sounds.
Ihr geltet als die Mitbegründer des Post-Dubstep Sounds. Was haltet ihr von der Bezeichnung?
Dom: Anfangs hatten wir kein Problem damit. Es bezeichnete den besonderen, neuen Sound, den wir auf der ersten Platte hatten. Jetzt fühlt es sich nach einer falschen Bezeichnung an. Ich denke, dass es jetzt nicht mehr für unsere Musik anwendbar ist, wenn das Album released wird. Es ist eine Bezeichnung für einen musikalischen Zeitabschnitt, in dem wir Musik gemacht haben. Es war eine ungenaue Bezeichnung unserer Musik. Was heute als Post-Dubstep produziert und veröffentlicht wird, ist nicht der Sound, an dem wir interessiert sind.
Aber was antwortet ihr ihr dann, wenn Menschen euch fragen, welche Art von Musik ihr macht?
Ja, unsere Omas, andere Familienmitglieder … Wir wissen es nicht. Wir haben vor kurzem mit jemandem gesprochen, der sagte, unsere Musik sei eine moderne Form der Folk Music. Das ist vielleicht die treffendste Bezeichnung.