Pussy Riot

Wir haben es uns zwar 69 mal von hinten und vorne reingezogen, befriedigt hat uns R. Kellys neues Album „Black Panties“ aber nicht.

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Viele respektable und seriöse Zeitgenossen beginnen willenlos zu bumpen und grinden, wenn R. Kellys autogetunte Stimme zu musikalischen Liebkosungen ansetzt. Sie lassen sich nicht zweimal bitten, ihr „toot toot“ und „beep beep“ auszupacken, wenn irgendwo „Ignition“ läuft und würden sich sofort von ihm ins „Closet“ sperren lassen, mit oder ohne Zwerg. Fast kultisch verehren sie den größten Pussy-Propheten unserer Zeit. Gäbe es Sex nicht, hätte R. Kelly ihn erfunden, nur um darüber zu singen – so viel ist klar.

Wir wollen uns an dieser Stelle gar nicht zu großen Erklärungen aufschwingen, warum so eine unglaubliche Faszination von R. Kelly ausgeht. Genie und Wahnsinn sind hier jedenfalls nicht weit voneinander entfernt.

Lick The Middle Like An Oreo

Zu den schwarzen Höschen also. Eigentlich ein interessanter Name für ein Album, auf dem es vor allem darum geht, was passiert, nachdem man die Unterwäsche ausgezogen hat. Der Opener „Legs Shakin’“ ist leider schon eines der Highlights des Albums. Simpel aber effektiv, ein solider Gastverse von Ludacris, den es anscheinend auch noch gibt, schöner Aufbau. „Cookie“, die Nummer zwei auf dem Album, klingt wie der kleinste gemeinsame Nenner jedes Mainstream Hip-Hop Tracks zur Zeit, penetriert sich aber durch die Hook „I Love To Lick The Middle Like An Oreo“ in die Gehörgänge – kann man sich beim Warmup im Club schon vorstellen, Oreos will man halt nie wieder essen. Oder dauernd. Jedenfalls schmecken sie nie wieder wie davor.

Auch „My Story“ funktioniert durch das Prinzip „Wiedererkennungswert, weil man es schon 1000 mal genauso gehört hat.“ Sonst: ein paar minderinspirierte Slow Jams, die – sagen wir einmal – nicht stören, sollte man zufällig R. Kelly laufen haben, während man es tut. Unter ihnen sticht nur „Marry The Pussy“ heraus. Ja, es ist eine Ode an eine personifizierte Muschi. Das ist schon unglaublich großartig. 65% unglaublich, 35 % großartig um genau zu sein. Die einzige Nummer, die man wirklich lobend erwähnen darf, ist der Abschlusstrack „Shut Up“. Sie erinnert an Meisterwerke wie „A Woman’s Threat“ ohne gezwungen aktuell oder übertrieben reminiszierend zu klingen.

Trotzdem muss man eingestehen, dass Kellys musikalischer Höhepunkt 2013 als Gast mit Lady Gagas „Do What You Want“ erreicht war. Gut, dass er sein neuestes Baby so spät veröffentlicht hat, denn hoch wäre er in den namhaften Jahreslisten nicht aufgestiegen. Dankbar sind wir R. Kelly für seine Veröffentlichung dennoch; ohne sie wäre eine Lesung der Sex Genius-Lyrics von Benedict Cumberbatch nicht möglich gewesen. Insgesamt ist „Black Panties“ kein schlechtes Album; die Socken zieht es uns allerdings auch nicht aus, geschweige denn die Unterhosen.

"Black Panties" von R Kelly ist bereits erschienen.

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