Queen Leer tragen österreichische Melancholie als formschönes Liedgut in die Welt hinaus – und machen auf ihrem Erstling »Dreams Pyre« eine überaus gute Figur. Das Video zur Vorabsingle »The Old Mariner« feiert hier seine Premiere.
Queen Leer machen Musik zum Träumen. Auch wenn der Bandname britische Larmoyanz suggeriert, geht die Reise der fünf Liedermacher aus Wien, Graz und Völkermarkt in die Weite eines romantisierten Südens, wie er auch von Genrekollegen wie Beirut oder den Fleet Foxes besungen wird. Nur klingt Queen Leers Debüt »Dreams Pyre« nicht wie die typisch halbwarme österreichische Kopie eines internationalen Trends – die melancholischen Akustikgitarren und sonnenwarmen Bläsersätze des Quintetts transportieren den kollektiven Traum so locker und ungeniert, dass das Endprodukt etwas erstaunlich Universales hat.
Die Lieder tragen den Ozean in sich, Ferne und Weite. Auch wenn hier in Wien produziert und aufgenommen wurde, wo man höchstens flussauf- oder -abwärts seine Tränen vergießen kann, klingen Songs wie »Why, Thisbe?« oder »The Old Mariner« wie potenzielle Hitsingles aus den NME-Charts der 90er – auf einmal ergibt dann auch der etwas seltsam anmutende Bandname viel mehr Sinn.
Idealisierte Träume, graugelbe Realität
»Dreams Pyre« ist ein großes Debüt mit internationalem Charakter, entstanden im Land der katholischen kleinen Dörfer – wo die Natur so unendlich schön und der Geist so unendlich klein sein kann. Wo man dennoch, trotz all der Kellernazis und Provinzialität, Herzen aus Gold findet. »Dearest Meadows« besticht durch weiche Chöre und die herzzerreißende Lyrik: »You touch me someplace that lies deeper than my bones.« Es geht um Identität, Wandel, den Widerspruch von idealisierten Träumen und graugelber Realität. Songs wie »Summer’s Dust« und »Winter’s Frost« tragen all die Dualitäten großer Popmusik in sich: Das Drama, das Gefühl, die großen Lebensfragen. »Passing Ghosts«, »Lucy’s Child« und der Titelsong «Dreams Pyre« legen dann zum pulsierenden Folk auch noch eine Prise lysergsauren Psychedelic Rock auf die Zunge. Getragen werden die Aufnahmen vom vornehm zurückhaltenden Timbre des Sängers Stefan Slamanig und vom dramaturgisch intensiven Gitarrenspiel David Samitschs.
Queen Leer nannten sich in jüngeren Jahren nicht weniger selbstbewusst Superior Street und verbrachten die Zeit mit DIY-Recordings und dem Bespielen der Landjugend in den Kneipen und Diskotheken der dunklen Seite der Alpenrepublik. Mit neuem Namen und lyrisch wie musikalisch funkelnden Songperlen bewaffnet, steht die Sternenkonstellation für Queen Leer gut, mit »Dreams Pyre« auf viele neue Ohren über den Tellerrand hinaus zu stoßen – so lange der große Manitu im Himmel und die irdischen Spotify-Algorithmen auch mithelfen, der Band das verdiente Gehör zu verschaffen.
»Dreams Pyre« von Queen Leer erscheint am 10. Mai 2019 bei Superior Street Records. Das Video zu »The Old Mariner« feiert hier seine Premiere. Die Band ist am 5. April im Kramladen in Wien live zu sehen.