Raus aus der Schublade!

Der bekannte Journalist und Zeitungsherausgeber Oscar Bronner malt wieder. Viele Prominente, wie Dylan, McCartney oder Manson tun es auch. Kann das Kunst sein?

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Oscar Bronner ist eine Legende – als Gründer österreichischer Qualitätsmedien wie i>Der Standard, i>Profil und i>Trend und als Medienunternehmer mit festen Grundsätzen. Man glaubte ihm schon in den 1970ern kaum, dass er sich "nicht als Verleger verstehe, der ausgestiegen ist, sondern als Maler, der nur für einige Zeit in die Zeitungswelt eingestiegen war." So beschreibt sich Bronner selbst im aktuellen Ausstellungskatalog. Damals lebte er in New York von dem Geld der zuvor gegründeten und dann verkauften Magazine Trend und Profil – um zu malen. Schon in Wien wand er sich der Bildhauerei zu und beriet sich etwa mit Fritz Wotruba. Daher wirken seine Bilder so plastisch – die Farbe selbst entwickelt hier Motive. Damals trug er sie mit Pinsel zu klassischen Stillleben oder Landschaften auf die Leinwand; heute malt er oft mit bloßen Fingern gegenstandslose Formen, Wirbel und Bewegungen. Die Dicke der Farben vermittelt Räumlichkeit und lässt Gegenstandloses wieder scheinbar dinglich werden. Bilder beider Schaffensphasen werden nun im Kunstforum gezeigt.

Kunst vs. Medien

Bronner konnte damals schon von seiner Kunst leben, hatte Ausstellungen in den USA und Europa, auch in Wien. Dennoch – für Österreich wurde er erst wieder so richtig interessant, als er 1988 die Tageszeitung Der Standard gründete. Sein Image war so festgefahren wie die Medienlandschaft jener Zeit zwischen Wirtschaft und Parteien. Bronner – zudem gerade in einer "kreativen Krise" – war schlicht und einfach auf die Idee gekommen und fühlte sich verantwortlich, eine "ordentliche" Zeitung zu gründen, wie er sagt. Er dachte sogar daran, aus dem Standard eine Art Kunstwerk zu machen, weil er die Kunst so vermisste. Anders als gedacht, wurde ihm das Unterfangen zur Lebensaufgabe – 20 Jahre lang fungierte er aktiv als Herausgeber. Für die Kunst blieb schlicht keine Zeit. Aber der Gedanke daran stärkte seine Durchsetzungsfähigkeit, er hätte ja sonst immer noch Kunst machen können.

Künstler oder Hobbymaler?

Heute, als 70-jähriger hauptberuflicher Maler fragt sich Bronner, ob er Medienunternehmer und Hobbymaler oder Maler mit unternehmerisch-journalistischen Talenten sei. Selbstzweifel, die wie bei so vielen Multi-Talenten auch durch die Medien geschürt sind. Leichter als bei Künstlern wie Koons oder Bacon, die jede ihrer Gesten im Auge der Kunstwelt überprüfen, lässt sich künstlerisches Schaffen von Prominenten schnell als Platzhalter, Berechnung oder Selbstüberschätzung abtun. Der Laie findet schnell eine passende Interpretation, Biografisches wird voreilig und grob in die Kunst hineinprojiziert. Kunstkritiker wiederum bezweifeln gern, ob jemand in den Olymp der schönen Künste finden dürfe, der nicht sein ganzes Leben ausschließlich den Farben und Formen widmete. So geschieht es etwa Dylan, Bowie und McCartney; Bronner erfuhr dies schon in den 70ern. Aber auch Rubens war zugleich Diplomat, Da Vinci Ingenieur und gleich noch Universalgelehrter. Für Bronner war und ist die Kunst Lebensaufgabe, Hobby, Krisenbewältigung, bester Freund und vermisste Geliebte zugleich und das macht sie nicht weniger wertvoll, sondern reicher.

"Oscar Bronner" ist bis 12. Januar 2014 im Bank Austria Kunstforum zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Bild(er) © Oscar Bronner - Ohne Titel, 2012, Tempera auf Leinwand
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