Reise ins Dramatische – »Hold Sand« von Jelka

Jelka ist das neue Soloprojekt von Dust-Covered-Carpet-Frontman Volker Buchgraber, das sich bisweilen in Befindlichkeiten verliert, aber dennoch fantasievolle Popmusik liefert.

© Siluh Records

Volker Buchgrabers Solodebüt als Jelka war ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Zwischen Oktober 2016 und Dezember 2019 arbeitete der Wiener an neuen Songs wie es Alchemisten an Tinkturen und Extrakten tun: allein im Halbdunkeln. Es bedurfte der Überzeugung von Freund*innen und Bekannten, dass Buchgraber (bekannt als Frontman von Dust Covered Carpet) seine melancholischen Tonexperimente in die Freiheit des Tageslichts entließ. Nachdenklich und gravitätisch präsentiert sich nun »Hold Sand« dem Publikum.

Der Gesang ist fragil, die Inhalte sind persönlich. Sie erzählen von Erfahrungen und Begebenheiten aus der Zeit langen Entstehungsprozesses. Von Schlussstrichen und Anfängen ist die Rede. Von brennenden Häusern, Demos, Abschieden, Erinnerungen und Fernbeziehungen. Ein emotionales Gemenge, das verträumt seinen Weg (zu den Rezipient*innen) sucht, ihn jedoch nicht immer findet.

Lyrischer Anspruch

Der Versuch des musikalischen Geschichtenerzählens geht aber nicht wegen der Musik selbst nicht ganz auf. Es sind die textlichen Inhalte und deren Präsentation, die mit dem atmosphärischen Soundkaleidoskop, das Jelka präzise kreiert hat, nicht immer mithalten können. Der Stimme und dem Wort fehlen erzählerische Überzeugungskraft, um dem lyrischen Anspruch des Albums gerecht zu werden. »Hold Sand« ist deswegen keineswegs gescheitert. Aber es verliert sich auf seiner Reise ins Dramatische, bleibt bemüht und ergeht sich in Befindlichkeiten. Jelka verpasst auf seinem Debüt die Ausfahrt zur inhaltlichen Eleganz und biegt stattdessen in den Boulevard des Kitschs ab.

Das muss Geneigte aber nicht stören. Wer Xiu Xiu, Perfume Genius oder Sparklehorse mag, der wird auch Jelka mögen. Soundmäßig gibt es viel zu entdecken. »Hold Sand« hat Seele, ist gefühlvoll, verlässt die Oberfläche, kann verzaubern. Und manchmal jagt es einem sogar einen wohligen Schauer über den Rücken. Soul, Indie und Alternative treffen sich im beginnenden Frühling in Estland (»Lake Estonia«), um prägnante, fantasievolle Popmusik zu machen. Das gelingt. Man darf auf mehr von Jelka hoffen.

Jelka »Hold Sand«

Das Album »Hold Sand« von Jelka ist am 3. September 2021 bei Siluh Records erschienen. Am 27. Oktober ist Jelka im Fluc in Wien live zu sehen.

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