Rosa gegen den Dreck der Welt

Wenn du wirklich über etwas Bescheid wissen willst, dann frag die Putzfrau. Denn die weiß es. Zumindest in 80% der Fälle.

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Auch Nadja Buchers Rad fahrende, optisch unauffällige Heldin Rosa in ihrem soeben erschienenen Debütroman (für den Titel stand der Film „Theo gegen den Rest der Welt“ Pate), weiß Bescheid. Über Sauberkeitsstandards und die scheinbar damit Hand in Hand gehende rechte Lebensweise. So putzt Rosa bei der Vorzeigefamilie Bitterfels-Weidinger im vierten Jahr und labt sich dort gut und gern immer wieder an Herrn Bitterfels-Weidingers extrovertierter Küche. Sie sorgt im Singlehaushalt des Eisenbahn-Spielzimmer-Fanatikers Herrn Novotny für reinigende Maßnahmen, wo ihr schon mal der ein oder andere Fehler unterläuft, aber wieder verziehen wird. Sie weigert sich Ökoladenbesitzer Bertrams Mädchen für alle Fälle zu werden. Besonders angetan hat es ihr aber eine gewisse Eleonora Hatschek, die sie nur vom Hörensagen kennt und deren Wohnung ihrem heimlichen Traum eines schwebend wischendem Daseinszustands am nächsten kommt. Doch Träume sind bekanntlich Schäume und Rosas Bilder von Ordnung und Freiheitsliebe werden jäh durchkreuzt. Ein Ringana-Shampoo verhält sich plötzlich diametral zu einer benutzten Kaffeetasse, was zur Folge hat, dass Rosa über die vermehrten Unachtsamkeiten in Businesslady Hatscheks Unterkunft Paranoia aufzieht. Doch selbst als die obligatorischen 55 Euro auf dem Waschtisch nicht mehr bereit liegen, schöpft sie immer noch keinen Verdacht, dass etwas mit ihr und ihrer Psychohygiene nicht ganz stimmen und die Lage zwar langsam, aber vielleicht doch insgesamt eher brenzlig für sie ausgehen könnte.

„Rosa gegen den Dreck der Welt“ funktioniert nicht nur durch Spannungsaufbau, sondern greift vor allem Fragen wie „Bin ich ein besserer Mensch wenn ich den Tschickstummel in den Müll und nicht in die Wiese werfe?“ auf. Sprachlich überzeugt die Autorin durch ihre gewohnt hintergründige Ironie. Dass sich Nadja Bucher in ihrer Prosa nie vorgegebenen „well-made-play“-Strukturen fügen wollte, sondern sich bewusst auf das Spiel mit der Zwickmühle der Perfektion eingelassen hat, stellt bestimmt nicht nur für Fans der Putzfrau Vesna in den Krimis von Eva Rossmann eine Erweiterung und Bereicherung von Genredenken dar.

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