Labelcompilation mit stilvollem Minimal, Tech-House und einigen gut dazupassenden Ausritten ins Gitarrenland.
Boxer wird zehn! Grob umrissen ging es bei dem Kölner Label immer um das erweiterte Minimimal/Tech-House-Universum. Eimal Jubiläumscompilation also bitte. Zehn Künstler des Labels sind mit elf, teilweise exklusiven, oder zumindest variierten Versionen darauf vertreten. Und weil sich die Welten von Indie und Techno (der „clever“-subtile aus Deutschland eher) schon länger nicht nur in Bekleidungsfragen annähern, gibt es auf der Compilation natürlich mehr zu hören als „nur“ gerade Bassdrums. Unter anderem geliefert von Paul Nazca, Extrawelt und Robag Wruhme.
Wenn es gerade 4/4 Bassdrums gibt, wurde natürlich penibel darauf geachtet nicht zu leidenschaftlich oder gar zu „prollig“ zu werden. Hörer, die kulturell auch nur ein paar Zentimeter zu weit weg von diesem Kosmos sozialisiert wurden und daher für die ausschlaggebenden Feinheiten nicht so wirklich sensibilisiert sind, werden der irgendwie eigenschaftslosen, kühlen Schönheit dieser Nummern eher ratlos gegenüberstehen und sie als sowas wie die sonische Entsprechung einer geschmackvolleren Yuppie-Wohnungseinrichtung oder einer preiswürdigen Gebrauchsgrafik wahrnehmen. Gediegen elegant, funktional und diese Eigenschaften mit unterschwelligem, aristokratischem Stolz vor sich hertragend.
Auf der Compilation finden sich aber auch Nummern denen der Tanzboden sogar noch eine Spur egaler ist. Neben einer sehr hübschen, krautig-verträumten Soundskizze von Stephan Hinze als Opener gibt es einige grobschlächtige Maschinenfunkstampfer unterhalb üblicher, zum Tanz animierender Geschwindigkeitsbereiche. Wozu sie gut sein könnten, bleibt offen, vielleicht ja nur zum anhören. Dafür gibt es aber auch noch diejenigen Nummern in denen das bereits erwähnte Indietum durchschimmert. Ganz gut umgesetzt bei Tombo feat. Schad Privat (wäre aber ohne Vokalisten eine Spur besser) mit E-Bass und geschmackvoll eingesetzter Gitarre, dann wieder ätherisch angefolkt von Scalde, in ganz kleinen Dosen und auch brauchbar bei Le Dust Sucker, und bei Popnoname nur am schweren deutschen Akzent des Sängers scheiternd. Wohl um sich bewusst aufgeschlossen zu präsentieren kommt zuletzt noch mal Paul Nazca ins Spiel, der nicht ungeschickt Tech-House-Sound mit einem Hip Hop-Beat verbindet.