Ein Turntable-Derwisch macht humpelnde, rumpelnde und eiernde Collagen, die eine ganz eigenwillige Sampler- und Turntable-Romatik versprühen.
Turntable-Derwisch Kid Koala hat sein technisches Setup – einem Kindheitstraum folgend – um einen Emu SP 1200-Sampler erweitert (mit seinem begrenzten Speicherplatz, seinem speziellen Sound und seiner 12bit-Abtastrate maßgeblich für den dumpf-dreckig-fetten Sound eines Großteils des Früh-90er-Hip Hops mitverantwortlich). An seiner grundsätzlichen Arbeitsweise hat das allerdings nicht viel geändert.
Seine Turntable-Stunts wurden jetzt eben auch um Samplepad-Geklopfe erweitert, die er in fitzeliger Kleinarbeit und ohne Sequencing mit dem Mehrspurrekorder zusammenarrangiert. Das Ergebnis klingt eigenwillig und ist weit entfernt von jedem Industriestandard, vor allem da die Quellen diesmal hauptsächlich alte Bluesplatten sind, die selbst schon wenig Spielraum gelassen hatten. Die Elemente sind dann streckenweise auch so schief und wackelig zusammenmontiert, dass es schon fast abstrakt-avantgardistisch anmutet.
Von konzeptueller Art-School-Scharlatanerie (und da gibt es ja auch einige die sich "Turntablist" schimpfen, aber beim Collagieren eher willkürlich arbeiten) ist das aber weit entfernt. Dafür bringt Koala zu viele klassische Skills und zu viel Musikalität mit. Einfach zu hören ist das alles nicht. Aber in den besten Momenten, den ruhigeren, langsameren, in denen der Blues mehr Luft kriegt, tut sich zwischen all dem „menschelnden“ Rumpeln und Eiern eine gewisse traurige Schönheit auf. Immerhin hört man da rauschende, knackende, jahrzehntealte Klangartefakte von Menschen, die ohnehin schon vom Leben gezeichnet waren und heute längst nicht mehr sind, Kid Koala pitcht und transponiert ihre Klagen und schickt sie durch alte Schaltkreise. Ja, das muss Low Tech-Romantik sein.