Der Titel und das Cover versprechen Groschenroman-Gefühle und dramatische Seichte.
Zum Glück wird dieses Versprechen nicht erfüllt. Sehr wohl aber die Klischees des Schauplatzes, ein Dörfchen an der Küste Maines, am nordöstlichsten Zipfel der USA. Wortkarge Fischer, liebevolle Frauen, backende Omas, Jugendstreiche wie in Bullerbü und Teenager in der Aufbruchsstimmung der 1960er-Jahre. Die Autorin Morgan Callan Rogers schreibt ihren Debütroman ausgleichend unsentimental und dennoch voller Empathie und mit salzwassertrockenem Humor. Das macht ihre Figuren leuchtend und die Erzählung bodenständiger und eher lebendig als abgehoben. Glaubwürdig erlebt so der Leser die Entwicklung der elfjährigen Florine, die ihre lebenshungrige und freiheitsliebende Mutter verliert und sich Zeit ihres Lebens die Frage stellt, ob ihre Mutter Opfer eines Verbrechens wurde oder freiwillig ging. Die Trauer wird zu einer Krankheit und die Hoffnung bleibt all die Jahre unverändert bestehen. Man wächst, leidet, verliebt und bekifft sich mit Florine und erlebt dieses Buch fast wie eine feminine Form von John Irving.