In einem verschlafenen Städtchen im Süden Englands liegt Stonefield, ein Schriftstellerrefugium, das eher die zweite und dritte Reihe des Fachs anzieht als seine Virtuosen. Umsorgt werden die Gäste des Refugiums von Schriftstellerehefrau Beth Hardiman, die sich ganz im Dienste der Kunst anderer sieht. Ihr Mann ist Bestsellerautor und Erfolgsmagnet, er finanziert den Rückzugsort mit seinen Bucherfolgen (Kriminalgeschichten). Seine Seitensprünge werden von seiner Ehefrau geduldet, sofern sie Ehe und Schriftstellerei nicht gefährden.
In dieser Landidylle der scheinheiligen Kompromisse und falschen Hoffnungen stört nichts und niemand die Ruhe der Schreibenden bis Tamara Drewe auftaucht, eine Rückkehrerin, die wieder in das alte Haus ihrer Eltern einzieht. Die unauffällige junge Frau von damals hat sich durch die Hilfe eines kompetenten kosmetischen Chirurgen in eine model-gleiche Erscheinung verwandelt, der sich niemand so ganz entziehen kann. An sie heften sich die Sehnsüchte ausgelaugter Literaten ebenso wie die der Landjugend und so entstehen neue Konstellationen, einige Lebenslügen brechen auf, einige Träume zerplatzen und schließlich offenbart sich auch die destruktive Kraft der Projektion des eigenen Selbst auf andere.
Posy Simmonds ist für ihren satirischen und zugleich einfühlsamen Stil bekannt, der auch diese Comic-Erzählung prägt. Es gelingt ihr mit federleichtem Humor verschiedene Charaktere sehr facettenreich zu schildern und dabei vereinfachte Klischees zu vermeiden. Selbst Tamara Drewe, die symbolträchtigste Figur der Erzählung, ist keineswegs nur der Männer fressende Vamp, sondern schlicht und einfach eine junge Frau, deren Identitätsfindung voll im Gange ist. Ein Comic mit viel Text, der sich aber leicht liest und seine Funktion im Aufbau der Charaktere bestens erfüllt. Die Bilder selbst sind nett anzusehen, wenn auch eher illustrativ. Die Erzählung steht hier eindeutig gegenüber der Bildsprache als Stilmittel im Vordergrund.