Coney Island Baby

Die französische Zeichnerin Nine Antico lässt in »Coney Island Baby« Hugh Hefner die Geschichte zweier sehr verschiedener Frauen erzählen: Bettie Page und Linda Lovelace.

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Bettie Page als Proto-Pin-Up-Girl steht am Beginn der Entstehung einer neuen Unterhaltungsindustrie. Bettie ist intelligent, reflektiert, auffallend attraktiv und träumt davon, Schauspielerin zu werden. Als dieses Unterfangen immer aussichtsloser wird, setzt sie pragmatisch auf eine Pin-Up-Foto-Karriere, die sie weltberühmt machen sollte. Nach einem Gerichtsskandal wegen einiger Bondage-Fotos zieht sie sich in die Ehe, dann in die Religion zurück. Ein paar Jahrzehnte später ist bereits alles etwas grober und vulgärer: Die unscheinbare Linda trifft Chuck, der anscheinend früh an eine pornografische Verwertung ihrer Talente denkt. »Deep Throat« macht Pornografiegeschichte und lässt Linda in Hugh Hefners intimen Freundeskreis aufsteigen. Filme werden gedreht, Dinge geschehen, Träume platzen. Linda wird (angeblich) von Feministinnen radikalisiert und rechnet mit der Industrie ab. Viele glauben ihr nicht. Fazit: Nichts macht weniger Lust auf Pornografie, als Hugh Hefners Hobbys kennenzulernen. »Coney Island Baby« erzählt vor allem Lindas Geschichte etwas deskriptiv, so dass die Spannungen zwischen Wahrheit und Lüge, befreiter Sexualität und Ausbeutung, Naivität und Berechnung nicht wirklich zum Tragen kommen. Vermissen kann man hier auch den intensiven und spannenden feministischen Diskurs zu Pornografie. Dennoch gelingt Antico zumindest die Wiederholung der pornografischen Provokation – was macht Pornografie eigentlich mit Männern und Frauen vor und hinter den Kameras?

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