Unter den Repressionen und Dogmen der iranischen Gesellschaft brodelt es gewaltig: Zwei Mädchen verlieben sich. Und das auch noch mitten in Teheran.
Maryam Keshavarz, die in den USA lebende Regisseurin mit iranischen Wurzeln, erzählt in ihrem Debüt "Sharayet" vom typischen Leben junger Mädchen inklusive Partys, Drogen, große Träume und der ersten Liebe. Doch diese Geschichte spielt in der iranischen Hauptstadt und da fangen die Probleme an. Atafeh wächst eigentlich behütet in einer liberalen Familie auf, doch als ihr Bruder vom Drogenentzug zurückkehrt, findet er am religiösen Fundamentalismus Halt. Und dann merkt Atafeh, dass ihre Freundschaft zu Shirin nicht nur rein platonischer Art ist. Jugendlicher Freiheitsdrang und eine lesbische Liebe prallen auf religiösen Fanatismus und feste Rollenbilder in der iranischen Gesellschaft.
Trotz der Thematik, die zunächst wie ein Brocken erscheinen mag, schaut man sich "Sharayet" gerne an. Mit verspielten Detailaufnahmen taucht Maryam Keshavarz, die in ihrem Debüt eigene Erfahrungen im Iran verarbeitet, tief in die unterschiedlichen und widerstrebenden Schichten der iranischen Gesellschaft ein. Da gibt es die Familien, die mit ihren liberalen Ansichten fast so etwas wie einen Mikrokosmos in der iranischen Gesellschaft bilden, da gibt es die Untergrundszene, in der mit Drogen experimentiert und zu elektronischer Musik getanzt wird. Und da gibt es den religiösen Fundamentalismus, der mit seiner Moralpolizei in das Privatleben der Menschen eingreifen will. Wo die Story etwas ungenau wird, ist jedoch die Verwandlung des Bruders zum fundamentalistischen Kontrollfreak, was überraschend passiert.
So verzettelt sich "Sharayet" aber wenigstens nicht in politischen Statements, sondern bleibt dabei immer ganz dicht am Leben. Ein großer authentischer Pluspunkt, der den Film sehr sehenswert macht.