Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend
Harte Bandagen: Altmann, renommierter Reisereporter, erzählt sein misshandlungsreiches Aufwachsen als Sohn eines Devotionalienhändlers und SS-Mannes im Gnadenort Altötting: Die ehelich gedemütigte Mutter will ihren jüngsten Sohn als Sinnbild männlicher Grausamkeit nach der Geburt ersticken, die Atemnot wird ihn ein ganzes Leben begleiten wie seine Mutter die Schulddepression; der Vater, janusköpfig zwischen honorigem Kirchentenor und bigottem Sadisten pendelnd, züchtigt die gesamte Familie und stirbt letztlich verhasst einen einsamen Tod. Dazwischen sorgen problemlos im Schulbetrieb entnazifizierte Nazi-Lehrer, pädophile Peitschenpfarrer und irre Internatsbetreuer für weitere Wunden, deren Aufarbeitung dem sensiblen Gelegenheitsarbeiter und Schauspieler dutzende Jahre verschiedenster Therapien kosten. Und dennoch: Dieser schonungslose Schmerzensbericht zeigt, dass Freiheit möglich ist. Altmann erfährt sie buchstäblich, indem er – trotz aller Menschengewalt ein Philantrop geworden – Empathie und Offenheit für (das) Fremde kombiniert und zum hochgeschätzten Reiseschriftsteller reift.