Koko Be Good

Tu Gutes
Viele fragen sich, was der Sinn ihres Lebens sein mag. Jen Wang lässt ihre Protagonisten in "Koko Be Good" diesen im Großen und Kleinen suchen. Eine scharfsinnig-unterhaltsame Beobachtung menschlichster Zustände.

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Mag sein, dass eines der größten Dilemmas vieler Menschen heutzutage die Frage nach Verwirklichung ist. Denn es stellt sie vor das Problem der Wahl: Vieles, beinahe alles, steht ihnen offen, aber nur wenig sinnvoller Rat und Hilfestellung bei der Entscheidungsfindung. So fragen wir uns Nahestehende, wenden den Blick in unser Inneres oder folgen willkürlichen Leitfäden. Unsere Entscheidungen sind dabei immer genau so gut oder schlecht, wie wir uns selber wahrnehmen. Und meist kennen wir uns selbst nicht besonders gut. Darüber vergessen wir den nächsten Schritt, auf der Suche nach dem größeren Bild, dem übergeordneten Ziel. Jen Wang scheint ein ausgeprägtes Organ zum Erkennen solcher Verwirrungen zu besitzen. In »Koko Be Good« erzählt sie von Jon und Koko. Jon ist ein eher ruhiger, junger Musiker. Etwas ungelenk, ein wenig verunsichert. Durch sein Studium lernt er Emily kennen und verliebt sich in sie. Als Emily beschließt nach Peru zu ziehen, um sich der Beziehung zu ihrer Mutter und Familie klarer zu werden, aber auch um einige Visionen in die Tat umzusetzen, will Jon ihr folgen. Während Emily und Jon sich auf diesen Schritt vorbereiten, beginnen Jon Zweifel zu plagen und es fällt ihm schwer abzuschätzen, wohin diese Entscheidung führen könnte. Koko hingegen lebt in den Tag hinein, mit wenig Rücksicht auf Konsequenzen, weder für sich selbst noch für andere. Sie betrügt und lügt auch, um über die Runden zu kommen. Dabei ist sie sich sicher, dass sie für Grosses vorbestimmt, ein Schmetterling in einem Kokon ist. Zufälligerweise lernt sie Jon kennen, dessen Bekanntschaft und Beziehung zu Emily sie davon überzeugen ein »besserer« Mensch sein zu wollen. Ohne zu wissen, wie sie das anstellen soll, stolpert sie dabei von einem »Verbesserungsschritt« zum nächsten. Nach keinem fühlt sie sich jedoch als besserer Mensch oder zufriedener.

Jen Wang trug unter anderem schon Bemerkenswertes zu den Anthologien »Flight Vol. 1« und »Flight Vol. 2« bei, aber mit »Koko Be Good« wird ihr volles Talent sichtbar. Ihre Illustrationen, zugleich mit der Präzision von Animationsfilmen wie auch der Spontaneität einer Skizze beseelt, sind weich und rund. Die Gesichter und Körper ihrer Figuren ausdrucksstark und einprägsam. Mindestens genau so beeindruckend ist auch die Sensibilität, mit der sie die Gefühle und Gedanken dieser Figuren sichtbar macht. Ihre Beobachtungsgabe scheint sich direkt auf die Leser zu übertragen. Ohne besondere Erklärungen werden Ängste, Sehnsüchte und Fragen offensichtlich. »Koko Be Good« ist ebenso witzig wie einfühlsam – ein hervorragendes Debüt für Jen Wang.

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