Dieser erste Roman einer auf sechs Bände angelegten radikalen Autobiografie machte den heute 42-jährigen Norweger schlagartig berühmt. Schonungsloser und weniger redundant als Peter Kurzeks ähnliches Vorhaben gerät dieses Erinnerungsepos, das dem Autor aber ebenso Kritik seitens der Porträtierten bescherte, da er unter Verwendung von Echtnamen auch deren Leben ausbreitet.
In diesem ersten Band nun stehen sein Vater, mit dem er in den letzten Jahren keinen Kontakt mehr hatte, und dessen Tod im Mittelpunkt. Ihm und seinem Bruder bietet sich beim Betreten des Sterbehauses ein ähnliches Bild, wie man es zuletzt im Dokumentarfilm »Sieben Mulden und eine Leiche« (2007) sah: Der Schwerstalkoholiker hatte zuletzt mit seiner Mutter inmitten Hunderter Flaschen, Dreck und menschlichen Auswürfen gehaust. Knausgård bettet diese pietätlos harten Schilderungen in eine Retrospektion der gesamten Familienverhältnisse, wo vieles im Argen lag, was vor allem mangelnder Kommunikation geschuldet war. Dass daraus kein Sozialporno wurde, ist dem ausgewogenen Blick des Autors, der auch Freuden und Zärtlichkeiten zeigt, und seiner hochpoetischen und dennoch kraftvoll klaren Sprache zu verdanken. In diesem Gesellschafts- und Familienuniversum lassen sich emotionale Konstellationen und Prägungen finden, die auch allgemein gültig sind, was dem Erzählprojekt eine emphatische Nachvollziehbarkeit verleiht. Ein faszinierendes Stück Weltliteratur!