Gehen zwei norwegische Tonkünstler im Winter am Strand spazieren. Sagt der eine: „Kalt.“ Sagt die andere: „Unruhig.“
Zeitgenössische, komponierte Musik nach den Regeln von populärer Musik zu beurteilen – also mittels Kurzreview und Benotung – darf man ruhig als fahrlässig bezeichnen. Ganz besonders, wenn man den inneren Bauplan, den intellektuellen Schlüssel, zum Werk nicht kennt. So steht man also – wie eigentlich 80 Prozent des durchschnittlichen Konzertpublikums – wie der Ochse vorm Berg, lediglich ausgerüstet mit dem lückenhaften Wissen um die Neue Musik und der eigenen, musikalischen Intuition. Ein kleiner Zirkel an Kunstmusikern hatte das seit dem Zweiten Weltkrieg auf die Spitze getrieben: analytisch-gedankliche Nabelschau des Werks statt emphatisches Fantum. Mit diesem Ansatz sind auch heute noch fünfjährige Stipendien zu ergattern. Nur dass wie im Fall von Lene Grenager die leidenschaftliche Unordnung und Improvisation nicht zu kurz kommt. Ihr norwegischer Kollege Ruben Giertsen dagegen zieht einen sicher geistvollen, aber gar spröden Klumpen Tonblei hinter sich her. Der wird fahrlässigerweise sofort aussortiert.