Bilals vielschichtig vertonte Spätfolgen von Neo Soul machen sich selbst das Leben schwer und offenbaren ihren Reiz erst aufs siebte Durchhören.
Bilal kam Anfang der Nuller Jahre leicht verspätet an und machte nie den großen Bahnhof wie Erykah Badu oder Common; auch wenn seine Konzerte überraschend gut besucht waren. Nach einer Dekade, in der eher der bleichgesichtige Mittelstand in Casting Soaps das Erbe von Soul dominierte, übernimmt nun wieder Philadelphia das Kommando. An das Zwillingsalbum von Erykah Badu kann Bilal allerdings nicht anschließen. Dabei hätte er eine ziemlich einzigartige Stimme; einen fast seifigen Männer-Alt. Sein Post-Neo-Soul nimmt psychedelische Umwege, wagt kaum einmal die große Geste; ganz so, als würde er in einer Zeit leben, in der die übergroßen Hoffnungen an eine brandneuen Ära in sich zusammen gefallen wären. (Schlag auch nach unter: Barack Obama.) Bilal fehlt die Wärme. Er klingt bitter. Bei schweren Krankheiten von zwei der eigenen Kinder nachvollziehbar. „Airtight’s Revenge“ klingt erst einmal nicht sonderlich einladend. Erst auf den dritten, vierten, fünften Blick geben viele der Songs ihre zerbrechliche, gläserne Raffinesse preis.