Ein Mann verlängert einen Partygag auf Albumlänge. Seine verbotene, hyperaktive Mashup-Kunst hat sich diesmal merkbar verflacht.
Da treibt es Lady Gaga mit Aphex Twin, Portishead wird von Big Boi gebügelt, Rage Against The Machine und Lil Kim tanzt auf dem Grab der Jackson 5. Ganze 71 Minuten dauert das Sample-Inferno, das aus dem erweiterten Fundus der Top 40 der letzten 40 Jahre schöpft. Wo Bastard Pop aber sonst vor allem zwei Songs ineinander kreuzt, macht Girl Talk einen kunterbunten, schwer überschaubaren Mikado-Haufen: aus cirka 17 Samples pro Track werden cirka 17.000 Samples pro Album. Girl Talk lebt hauptsächlich von der Konfrontation bekannter Instrumentals mit Rap-Vocals. 170 „Ahas“, 40 „Ungh!“, 71 mal „Woo-o!“ und 4017 „YEAHs“ sind auf „All Day“ die Folge. Dadurch wirkt das Album trotz der Breite des geklauten Materials eindimensionaler als es das müsste. Mittlerweile wird der aktuelle Sample-Wahnsinn einfach nur noch über die Seite des Labels Illegal Art verschenkt, während man früher noch auswählen durfte, wie viel man bezahlen will. Das erleichtert immerhin die Diskussion darüber, warum man zigfach urheberrechtlich geschütztes Material verwurstet. In Richtung: „Verdient ja niemand Geld damit.“ Mashups haben sich ohnehin immer schon besser in den zwielichtigen Plattformen des Internets vermehrt. Und um für ein paar hundert Dollar auf diverse Partys in den USA gebucht zu werden, reicht „All Day“ allemal auch so.