Sprudelig-romantisches Pop-Debüt aus Kanada, das den restlichen Sommer noch schöner werden lassen kann. Alvvays sollen bitte immer bleiben.
Wer das Debütalbum der kanadischen Indie-Popper Alvvays zum ersten Mal hört, sollte sich setzen oder aufstehen und tanzen oder einfach in einer Wiese herumkugeln. Die Entscheidung fällt nicht leicht, das Album ist eine kleine Achterbahn aus seligen Höhen und dramatischen Windungen. Insgesamt kann man aber ohne Weiteres den „Sommeralbum des Jahres“-Sticker draufknallen. Eine gute halbe Stunde hält das Potpourri aus 60er-Jahre-Nostalgie und Twentysomethings-Drama nur an. Gerade genug Zeit um sich völlig in die fünf zu verlieben.
Anfangs nur ein Hobby von zwei Nachbarn, haben sie den Rest der Band auf den Prinz-Edward-Inseln gefunden. Vergangenes Jahr hat die Single „Adult Diversion“ und später das großartige „Archie, Marry Me“ das Internet gehörig durchgewühlt. Die Lücke an frischen Twee-Bands musste wieder gefüllt werden. Die Gitarren haben sie sich von Belle And Sebastian und Teenage Fanclub geliehen, trauen sich aber mehr Zähne zu zeigen und den Hall auf Anschlag zu drehen. Sängerin Molly Rankin erinnert an Tracyanne Campbell von Camera Obscura. Sie führt uns mit sehnsüchtiger Melancholie durch das kurze Vergnügen. Ihre resignierte Stimme ist es auch, die einen immer wieder zurückholt. Auf „Archie, Marry Me“ macht sie ihrem Archie so wehmütig den Heiratsantrag, man möchte sie am liebsten selber vor den Traualtar zerren.
So lieblich und zuckersüß ihre Stimme auch ist, den Kitsch streift die Band mit Fuzz-Gitarren und ein paar kleinen Hooks geschickt ab. Das Debüt ist gelungen, die Suchmaschinenoptimierung im Namen haben sie auch kapiert. Dem Erfolg kann also gar nichts mehr im Wege stehen. Obwohl der Sommer ist schon halb vorbei ist, sollte „Alvvays“ für die kommenden lauen Abendstunden immer noch griffbereit gehalten werden. Für eine Sommerromanze ist es noch nicht zu spät.
