Sprechgesang ist nicht automatisch Rapping. Trotz dieses Leberflecks im Konzept ist die Ahnenschau aufschlussreich, auch wenn es zwingendere Compilations zum Thema gibt.
Je nachdem wen man fragt, gab es Rapping schon bei den Vorfahren schwarzer Sklaven in Westafrika, auf den Straßen des 20. Jahrhunderts als sprachliches Spiel unter Jugendlichen, in Blues und Spirituals, bei den Last Poets und Gil Scott-Heron, oder allerspätestens an der großen Glocke durch die Sugarhill Gang. Geschichtsgräber Tobias Kirmayer hat sich nun dort umgehört, wo er mit dem Label Tramp Records schon seit Jahren einzigartige Musik zusammenstellt: Soul und Funk. Immer wieder rutschen allerdings Songs dazwischen, in denen das Rapping nur lose zu hören ist (wie etwa „Snake Hips“ von Tommie Rogers, „Sesame Street“ von Blowfly, „The Pusher’s Thang“ von Bobby & Deborreh Williams, usw.). Manchmal sind die Texte nur gesprochen, manchmal rhythmisch gesprochen, manchmal gereimt – die Grenzen zwischen Sprechen und Rapping also oft fließend. Proto-Rap trifft es oft wohl besser, als Vorfahren des Rap, weil das ja andeutet, es könnte das eine aus dem anderen gefolgt sein.
Viele Songs sind recht konventionell arrangiert und eingespielt. Die Bässe rollen, die Bläser tanzen, die Percussions treiben, die Gitarren sind, nun ja, ziemlich funky. Verhaltensauffällig: Iris Bell & The Jive-Ettes, The Blowflys oder Obsidian II. "Ancestors Of Rap" ist zweifelsohne mit sehr viel Herzblut zusammengekratzt und aufwendig recherchiert worden – Das Vinyl erscheint mit Klappcover, die CD mit 16-seitigem Booklet. Im Zweifelsfall empfiehlt sich der Sampler „Hipper Than Hop“ auf dem Münchner Trikont-Label allerdings mehr – aber, warum eigentlich nicht beides?