Asiaddict

Holiday in Cambodia

Mats!? bereist Thailand, Laos und Kambodscha und erzählt von einem neuen "Buddhisneyland" zwischen Tradition, Korruption, Aufbruch und Krieg.

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Broschüren in Reisebüros spiegeln ein exotisches, würzig duftendes Thailand wieder, mit weiten Stränden und bunten Kostümen, ganzheitlicher Massagekunst und friedvollen Abenden; in Laos findet man laut Reisekatalog das Land des Lächelns, Fischerleute am Mekong und einfaches Leben bei den Tempelanlage im ganzen Land, als ob hier nie Krieg stattgefunden hätte; und in Kambodscha erwartet uns die größte sakrale Anlage der Welt in Angkor Wat und der Palast in Phnom Penh. Nichts von dem, was Mats!? während seiner Reisen gesehen und erlebt hat wird in diesen Reisekatalogen zu sehen sein. Nicht mal Lonely Planet wird darauf hinweisen. "Asiaddict" ist ein Reisebericht aus einem Winkel der Welt, den man wirklich nur dann verstehen kann, wenn man selbst dort war. Mats!? zieht durch Bangkok, einer Weltstadt, die den Charme früherer Tage längst verloren hat, zu einem wachsenden Geschwür an Korruption und Anschluss an die Industrieländer geworden ist. Die Faszination Bangkoks ist noch da, aber wer nach der Romantik vergilbter Postkarten sucht, wird sie nicht finden. Er zeigt uns den Höllen-Park in Wat Pai Rong Wua, einer begehbaren Version der buddhistischen Hölle. Wir sehen Salakaewku mit seinen etlichen bizarren Figuren, errichtet in den 70er Jahren, ein Bindeglied von buddhistischer Tradition zu moderner Welt. Von zerkratzten Schallplatten erfahren wir über die kambodschanischen Pop-Stars früherer Tage, die von den Roten Khmer hingerichtet wurden, weil jene Musik sich nicht mit Pol Pots Plänen vereinbaren ließ. Wir lernen Vann Nath kennen, einem Maler, der in Tuol Sleng – dem berüchtigten Rote Khmer Gefängnis Nummer 21 – eingesperrt war und einer der wenigen Überlebenden ist. Auch einen ehemaligen Roten Khmer stellt Mats!? uns vor, der jetzt als Wiedergutmachung durchs Land zieht, um die etlichen noch verstreuten Landminen aufzuspüren und zu entschärfen. All dies und noch viele andere bizarre und auch faszinierende Details zeigt Mats!? auf, unterstützt von schön-hässlichen Illustrationen, einigen fantastischen Fotos von Peri Beller und Bildern von Zumz und Vann Nath. "Asiaddict" ist reißerisch, aber es ist auch besinnlich – reißerisch in dem es die grellsten und schockierendsten Teile einer anderen Welt hervorkehrt, besinnlich in dem es nicht so weit geht diese andere Welt nur darauf zu reduzieren und es dadurch zu definieren. Nur den Schritten Buddhas folgend erlangt man Freiheit und tritt ein ins Nirvana – den Schritten Mats!? folgend erfährt man von einem Nirvana, das nie eines war. Hier lebt Buddha zwischen Abfall und Gier. Mit "Buddhisneyland" macht sich Mats!? nicht über ein Südostasien lustig, das nur als Anhang des industrialisierten Westen bestehen kann, sondern deutet auf ein zerstörtes Paradies hin, das nach jeglichem Strohhalm greift, um wieder auf die Beine zu kommen.

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